Verschiedene Modelle zur Analyse der Kosten und des Nutzen von Investitionen in die Usability von Software sind in der Vergangenheit entwickelt worden. Allerdings hat man sich in diesem Rahmen bisher noch nicht mit der Ausprägung eines entsprechenden Modells für die Open Source Software (OSS)-Entwicklung auseinandergesetzt. Zur Schließung dieser Wissenslücke haben die finnischen Autoren Rajanen und Iivari (2010) gezielt diese Frage adressiert. Sie präsentieren in Ihrem Artikel eine verfeinerte Darstellung der Kosten und des Nutzens von Usability-Aktivitäten für Open Source Software-Entwicklung. Methodisch wurde diese Darstellung von den Autoren durch eine Literaturanalyse zum Thema der Kosten-Nutzen-Modelle für Usability und der empirischen Analyse auf Basis von zwei Fallstudien im Bereich der OSS-Communities entwickelt.
Die Analyse der existierenden Literatur hat ergeben, dass verschiedene Vorteile sowohl aus einer Entwicklungs- als auch aus einer Nutzungsperspektive realisiert werden können: Aus Herstellersicht führt eine hohe Usability zu einem höheren Umsatz und reduzierten Supportkosten. Die Vorteile aus Anwendersicht sind unter anderem eine reduzierte Schulungszeit, eine höhere Produktivität sowie höhere Zufriedenheit der Nutzer. Die diesen Vorteilen gegenüber stehenden Kosten können in die Kategorien der Einmalkosten (z.B. ein Usability-Labor), der wiederkehrenden Kosten (z.B. Gehälter für Usability Spezialisten) sowie Umgestaltungskosten (z.B. Veränderungen an Prototypen) eingeteilt werden.
Rajanen und Iivari haben sich im Rahmen ihrer Studie mit zwei verschiedenen Arten von Communities im Kontext von Open Source Software Development auseinandergesetzt: Im ersten Fall kann eine Community eine Software gemeinschaftlich unabhängig von direkten kommerziellen Interessen entwickeln. In zweiten Fall hat ein Hersteller eine Community zur (Weiter-)Entwicklung der eigenen Produkte durch das Ökosystem gegründet. Für die unabhängige Community kann die Fokussierung auf die Usability-Aspekte wichtig sein, weil sie damit eine existierende Nutzerbasis erhält und gleichzeitig neue Nutzer anzieht. Eine bestehende Nutzerbasis ist wichtig, um neue Entwickler anzuziehen und dadurch neue Entwicklungsressourcen zu schaffen. Der Fokus auf Usability muss jedoch individuell durch die Entwickler gelegt werden, da dadurch die Relevanz der Open Source Software erhalten bzw. sogar gesteigert wird. Im Falle der produktgebundenen Community des Herstellers führen andere Gründe zu einem verstärkten Fokus auf Usability. Der Vorteil für den Softwarehersteller in der Verwendung von OSS ergibt sich vor allem daraus, dass Prototypen von Nutzergruppen in einer größeren Community evaluiert werden können.
Somit lässt sich der Nutzen von Usability-Aktivitäten für beide Formen der OSS-Entwicklung sehr klar darlegen. Beide Formen der Community erlangen durch einen Fokus auf Usability eine größere Anzahl an für OSS-Projekte relevanten Akteuren. Ein Zusatznutzen entsteht dadurch, dass weniger und dann auch systematische Änderungen des Designs erforderlich sind, wenn durch OSS eine verbesserte Basis für Feedback im Entwicklungsprozess besteht.
Den im oberen Absatz genannten Vorteilen stehen natürlich auch Kosten gegenüber: Einmalkosten sind dann für die unabhängige Community wie für die produktbezogene Community vor allem die Kosten für die Einrichtung von Online-Infrastruktur und die Erstellung von Foren und Guidelines. Wiederkehrende Kosten sind auch für beide Netzwerkformen die Kosten für die Usability-Spezialisten, die in und mit der Community arbeiten. Für unabhängige Communities ist es allerdings schwierig Fachleute anzuziehen, da direkte finanzielle Anreize fehlen. Abschließend sind die Umgestaltungs-kosten größtenteils Kosten, die durch die Kommunikation mit der Community im Evaluationsprozess und in der Folge für die Umgestaltung entstehen.
Den Autoren gelingt es in diesem Artikel das Potenzial von Usability-Investitionen in OSS-Entwicklung aufzuzeigen und die unterschiedlichen Kosten und Nutzen dieser Investitionen grob zu kategorisieren. Es bleibt festzuhalten, dass Usability gerade im Zusammenhang von OSS von großer Bedeutung und auch in diesem Bereich eine Ausrichtung auf eine nutzerzentrierte Entwicklung vielversprechend ist.
Quelle: Rajanen, M., & Iivari, N. Traditional Usability Costs and Benefits: Fitting them into Open Source Software Development., ECIS 2010 Proceedings (2010). Retrieved from
Bildquelle: 79er.com CC-BY-SA 2.0
Rajanen und Iivari haben sich im Rahmen ihrer Studie mit zwei verschiedenen Arten von Communities im Kontext von Open Source Software Development auseinandergesetzt: Im ersten Fall kann eine Community eine Software gemeinschaftlich unabhängig von direkten kommerziellen Interessen entwickeln. In zweiten Fall hat ein Hersteller eine Community zur (Weiter-)Entwicklung der eigenen Produkte durch das Ökosystem gegründet. Für die unabhängige Community kann die Fokussierung auf die Usability-Aspekte wichtig sein, weil sie damit eine existierende Nutzerbasis erhält und gleichzeitig neue Nutzer anzieht. Eine bestehende Nutzerbasis ist wichtig, um neue Entwickler anzuziehen und dadurch neue Entwicklungsressourcen zu schaffen. Der Fokus auf Usability muss jedoch individuell durch die Entwickler gelegt werden, da dadurch die Relevanz der Open Source Software erhalten bzw. sogar gesteigert wird. Im Falle der produktgebundenen Community des Herstellers führen andere Gründe zu einem verstärkten Fokus auf Usability. Der Vorteil für den Softwarehersteller in der Verwendung von OSS ergibt sich vor allem daraus, dass Prototypen von Nutzergruppen in einer größeren Community evaluiert werden können.
Somit lässt sich der Nutzen von Usability-Aktivitäten für beide Formen der OSS-Entwicklung sehr klar darlegen. Beide Formen der Community erlangen durch einen Fokus auf Usability eine größere Anzahl an für OSS-Projekte relevanten Akteuren. Ein Zusatznutzen entsteht dadurch, dass weniger und dann auch systematische Änderungen des Designs erforderlich sind, wenn durch OSS eine verbesserte Basis für Feedback im Entwicklungsprozess besteht.
Den im oberen Absatz genannten Vorteilen stehen natürlich auch Kosten gegenüber: Einmalkosten sind dann für die unabhängige Community wie für die produktbezogene Community vor allem die Kosten für die Einrichtung von Online-Infrastruktur und die Erstellung von Foren und Guidelines. Wiederkehrende Kosten sind auch für beide Netzwerkformen die Kosten für die Usability-Spezialisten, die in und mit der Community arbeiten. Für unabhängige Communities ist es allerdings schwierig Fachleute anzuziehen, da direkte finanzielle Anreize fehlen. Abschließend sind die Umgestaltungs-kosten größtenteils Kosten, die durch die Kommunikation mit der Community im Evaluationsprozess und in der Folge für die Umgestaltung entstehen.
Den Autoren gelingt es in diesem Artikel das Potenzial von Usability-Investitionen in OSS-Entwicklung aufzuzeigen und die unterschiedlichen Kosten und Nutzen dieser Investitionen grob zu kategorisieren. Es bleibt festzuhalten, dass Usability gerade im Zusammenhang von OSS von großer Bedeutung und auch in diesem Bereich eine Ausrichtung auf eine nutzerzentrierte Entwicklung vielversprechend ist.
Quelle: Rajanen, M., & Iivari, N. Traditional Usability Costs and Benefits: Fitting them into Open Source Software Development., ECIS 2010 Proceedings (2010). Retrieved from
Bildquelle: 79er.com CC-BY-SA 2.0
14.04.14