Usability und UX sind heute als Expertengebiet an der Seite des Software Engineerings fest etabliert. Es hat sich herumgesprochen, dass es nicht nur technische Expertise braucht, um erfolgreiche Software zu entwickeln, sondern, dass man sich dazu auch mit Gewohnheiten und Bedürfnissen der NutzerInnnen auseinandersetzen muss.
In der Praxis der Entwicklung digitaler Produkte und Services gibt es jedoch einen blinden Fleck. Dieser hat mit der Kommunikation und Kollaboration in den Unternehmen zu tun. Hier sind alte Muster immer noch sehr lebendig: “Brauchen wir wirklich User Research? Wir wissen doch, was unsere Kunden brauchen und wie die Lösung aussehen soll.” Oder: “Sind diese ganzen Workshops wirklich notwendig? Können wir nicht einfach einen Experten briefen, der die Lösung dann entwickelt?”
Die Erfahrung zeigt, dass sich eines noch nicht herumgesprochen hat: Digital Experience Design steht nicht nur für Lösungskompetenz, sondern auch für Prozesskompetenz. Dabei geht es um eine neue Kultur in der Kommunikation. Es geht um Empathie - nicht nur gegenüber den Endnutzern des Produkts, sondern gegenüber allen Beteiligten im Projekt. Die Entwicklung eines digitalen Produkts oder Services ist ein interdisziplinärer Prozess, in dem ganz unterschiedliche Experten mitwirken. Damit sie gemeinsam eine innovative Lösung entwickeln können, müssen sie in einen von Neugier und Offenheit geprägten Dialog eintreten. Dieser Geist fehlt heute noch in vielen Projekten. Agile Methoden und Ko-Kreation werden in der Theorie zwar hoch gehandelt, aber die Praxis ist nur allzu oft noch von alter Arbeitsteiligkeit und der Abgrenzung der Expertisen geprägt. So können sich die Potentiale des Digital Experience Design nicht voll entfalten.
Im Workshop möchten wir zunächst auf typische Kommunikationssituationen im Kontext der digitalen Produktentwicklung eingehen und für vorhandene kulturelle Barrieren sensibilisieren. Im Dialog mit den Teilnehmer/innen möchten wir dann Erfahrungen austauschen und darüber sprechen, welche Interventionen helfen können, solche Barrieren abzubauen. Ziel des Workshops ist es, dass wir am Ende eine gemeinsame Vorstellung von der kommunikativen Haltung haben, die wir für die “menschenzentrierte Gestaltung” brauchen, und dass sich die Teilnehmer/innen ermutigt fühlen, diese in ihrer eigenen Organisation zu vertreten.
Der Workshop findet Im Rahmen der UIG-Tagung statt am Donnerstag, den 5. November 2020 von 13.00 - 14.30 Uhr.
Über Dirk Agelek:
Dirk Agelek ist Wirtschaftswissenschaftler und hat im Anschluss an seine 10-jährige Arbeit als Projekt- und Teamleiter bei namhaften Internetagenturen im Jahr 2010 gemeinsam mit Oliver Habboub die Digital Experience Agentur Corporate Karma gegründet. Er hat über 8 Jahre Scrum-Erfahrung und berät Kunden bei der agilen Softwareentwicklung. Seine Spezialgebiete sind Information Architecture und User Research.
Über Oliver Habboub:
Oliver Habboub ist Kommunikationsdesigner und hat nach 10 Jahren Agentur vor 12 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit gemacht. Gemeinsam mit Dirk Agelek wirkt er als digitaler Produktentwickler und Startup-Unternehmer. Seine Spezialgebiete sind User Experience und Interface Design.
Über Dr. Nadja Parpart:
Dr. Nadja Parpart ist Sozialwissenschaftlerin mit langjähriger Erfahrung in digitaler Kommunikation, Management und Team Coaching. Sie hat viele Unternehmen in Strategieprozessen zur digitalen Transformation begleitet. Im Workshop unterstützt sie als Moderatorin.
Weiterführende Informationen zur digitalen UIG-Tagung 2020 und die Möglichkeit zur kostenfreien Anmeldung finden Sie hier.
23.10.20