Seit der Corona Pandemie haben digitale Events wie Online-Wein-Tastings, Cooking Events und vieles mehr zunehmend an Beliebtheit gewonnen. Diese Veranstaltungen ermöglichen es, sich virtuell mit anderen Teilnehmenden über Produkterfahrungen auszutauschen, ohne dabei kostspiele Reisen auf sich zu nehmen. Dennoch muss eben diese räumliche Distanz medial kompensiert werden. Daraus leitet sich für uns die Frage ab, ob es überhaupt möglich ist sinnliche Erfahrung, wie den Geschmack von Wein digital zu vermitteln, und wenn ja, wie dies gelingen kann?
Im Rahmen einer ethnographischen Feldforschung haben wir uns dieser Fragestellung gewidmet. Hierfür haben wir an verschiedenen virtuellen Wein- und Bierproben teilgenommen, um Einblicke in die Best Practices einer solchen Veranstaltung zu erlangen. Wir konnten verschiedene Potenziale und Tücken eines solchen Formats festmachen und haben daraus vier zentrale Elemente einer gelingenden Online-Beratung herauskristallisieren. Unsere Handlungsempfehlungen beziehen sich dabei auf 1) die Wahl der Plattform, 2) Genaue Anweisungen für die Vorbereitung Zuhause, 3) die Moderation des Chats und 4) Interaktivität.
Ergebnisse:
Zur Wahl der Plattform gilt es zu erwähnen, dass zunächst ein Zugang für alle Teilnehmenden geschaffen werden sollte, sodass auch digital weniger affine Menschen einen leichten Einstieg zur Technik erhalten können. Wir raten die „Regeln“ für das Meeting zuvor via Mail oder Post zu erläutern, damit Störfaktoren ausgeschlossen werden können, wie beispielsweise das versehentliche Dazwischen-Sprechen durch Nicht-Stummschaltung etc. Der Vorteil des Formats „Webinar“ ist, dass dies direkt ausgeschlossen ist, da die anderen Teilnehmenden nicht zu sehen sind. Jedoch büßt dies Wahl des Formats viel Interaktivität ein. Das bekanntere Meeting-Format bringt dahingehend auch Vorteile mit sich. Eine Abwägung der Nutzung von Meeting oder Webinar sollte daher vorgenommen werden.
Als zweite Handlungsanweisung möchten wir die Vorgabe von genauen Anweisungen für die Vorbereitungen Zuhause mitgeben. Dazu zählen im Bereich der Weinverkostung unter anderem die Trinktemperatur, Lagerung, Essensbegleitung, Vorbereitung der Gläser, Food-Pairing etc. damit alle Teilnehmenden ähnliche Voraussetzungen haben.
Des Weiteren möchten wir für eine starke Moderation des Chats plädieren, da wir häufig beobachten konnten, wie der Chat zu wenig eingebunden wurde und somit eine wichtige Interaktionsinstanz ungenutzt blieb. Leider konnten wir auch feststellen, dass die Anonymität im Internet ausgenutzt wurde, um andere Teilnehmende zu denunzieren, hier sollte der Chat als ein sicheres Umfeld fungieren.
Eine weitere Möglichkeit für die Erhöhung von Interaktivität war das Einbinden von Umfragen, durch externe Plattformen. Dies ermöglicht einen weiteren Vergleich und Austausch über die Produkte, der die fehlende gemeinsame Örtlichkeit ausgleichen konnte. Entertainment-Einlagen wie Comedy oder Videos können ebenso zur Unterhaltung eingebunden werden, wir raten jedoch davon ab diese zeitlich zu umfangreich zu gestalten, da dies „Geschmackssache“ ist, und nicht jede:m Teilnehmenden gefallen könnte. Eine virtuelle Vermittlung von Geschmackskompetenzen scheint somit möglich zu sein, wenn eine gewisse Sensibilität für die Eigenheiten von Online-Verkostungen geschaffen werden.
25.11.21