Im öffentlichen Sektor hat die Einführung der BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) in der letzten Dekade viel Bewegung und Veränderung in das Themenfeld gebracht. Dabei fanden nicht nur Aktivitäten zu Barrierefreiheit statt, der öffentliche Sektor beschäftigte sich parallel dazu auch deutlich intensiver mit Gebrauchstauglichkeit. Im Mittelstand dagegen gab es bisher keinen ähnlichen Impuls und auch der neue EAA (European Accessiblity Act) wird nur einen kleinen Teil des Mittelstandes unmittelbar betreffen.
Prof. Dr. Simon Nestler beschäftigt sich mit der grundlegenden Frage, wie sich Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit mit Aktivitäten im Bereich der Gebrauchstauglichkeit verzahnen lassen. Insgesamt hat er dafür 70 Interviews mit Expert:innen aus der öffentlichen Verwaltung durchgeführt und acht CIOs der Länder befragt. Im Rahmen dieses Vortrages wird einerseits illustriert, wie alle beteiligten Akteure von Maßnahmen im Bereich der digitalen Barrierefreiheit profitieren können. Andererseits werden konkrete Impulse geliefert, wie sich bewährte Usability-Prinzipien auf das Themenfeld Barrierefreiheit übertragen lassen. Hierbei werden vor allem die bisherigen Erfahrungen des öffentlichen Sektors analysiert und auf den Mittelstand angewendet.
Der promovierte Informatiker Simon Nestler lehrt als Professor für Mensch-Computer-Interaktion an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Sein Beratungsunternehmen Nestler UUX Consulting GmbH berät außerdem Städte und Kommunen, Landesbehörden und Bundesbehörden zu Gebrauchstauglichkeit und Barrierefreiheit. Im Rahmen dieser Tätigkeiten sorgt er dafür, dass Menschen von konkreten Lösungen mit Fokus auf Barrierefreiheit und Gebrauchstauglichkeit bestmöglich profitieren können. Sein im März 2022 veröffentlichter Praxisleitfaden zu "Menschzentrierter Digitalisierung" liefert konkrete Impulse zu einer besseren Verzahnung von Barrierefreiheit und Gebrauchstauglichkeit.
20.07.22