Fragestellung
NOVAFON ist Hersteller von medizinischen Schallwellengeräten, für welche es in Zukunft eine begleitende mobile Anwendung geben soll. Für diese App wurden in den letzten Monaten neue Konzepte entwickelt und evaluiert, welche zur korrekten und regelmäßigen Anwendung des NOVAFONs beitragen sollen.
Ziel der Konzepte war es, positive Erlebnisse bei der Nutzung des NOVAFONs durch die Erfüllung der psychologischen Bedürfnisse der Nutzenden zu erzeugen. Der Fokus lag hierbei auf der Zielgruppe der SelbstanwenderInnen, die das Schallwellengerät im privaten Kontext für die Linderung ihrer Beschwerden nutzen.
Rückblick
Um ein ganzheitliches Bild über die Eigenschaften und Handlungsabläufe der Zielgruppe zu erlangen, wurde im ersten Schritt des Projekts eine Nutzungskontextanalyse nach Thomas und Bevan (1996) durchgeführt. Die Erkenntnisse daraus bildeten gemeinsam mit den zuvor entwickelten Erlebniskategorien im Therapiekontext die Grundlage für die Ideationsphase der Konzepte für positives Erleben.
Durch die Methode des Brainwriting-Pools wurden darauf aufbauend eine Vielzahl an Ideen gesammelt und gemeinsam mit NOVAFON diskutiert. Letztlich wurden vier Ideen ausgewählt, die zu detaillierten Konzepten ausgearbeitet wurden.
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Methode
Die Konzepte wurden im nächsten Schritt als Textprototyp umgesetzt, der in detaillierte Szenarien eingebettet und durch geeignete Visualisierungen ergänzt wurde. Der Textprototyp wurde im Anschluss mithilfe der Valenzmethode evaluiert. Ziel der Valenzmethode ist es, herauszufinden, welche Designelemente eines Produkts oder eines Produktkonzepts positive oder negative Gefühle bei den Nutzenden auslösen und die Gründe des Erlebens zu verstehen. In dem Pilotprojekt wurde die Valenzmethode remote über ein Videokonferenztool durchgeführt. Die Teilnehmenden setzten sich dabei im ersten Schritt auf einem virtuellen Whiteboard alleine mit den Konzepten auseinander und dokumentierten mittels virtuellen grünen Klebepunkten positive Gefühle und mittels virtuellen roten Klebepunkten negative Gefühle, die die Konzepte bei ihnen auslösten. Im Nachgang wurden die Teilnehmenden zu ihren Erlebnissen interviewt.
Ergebnisse
Besonders positiv erlebt wurden die individuell geplanten Behandlungen mit den NOVAFON, da sich die Nutzenden dadurch in ihrer aktuellen Situation verstanden fühlten.
Ebenfalls positiv erlebt wurde das Konzept eines Schmerztagebuchs.
„Ist besonders interessant und spannend, wie sich die Behandlung und Übungen entwickelt haben und warum man das macht.“ (StudienteilnehmerIn)
Innerhalb des Tagebuchs wurde allerdings das Teilen von Erfolgen negativ erlebt. Hier merkten Teilnehmende an, dass die Privatsphäre verletzt wird und man solche Erlebnisse nicht über eine App teilen möchte. Solche Erkenntnisse helfen dabei grundsätzlich positiv erlebte Konzepte zu verbessern und negative Erlebnisse zu vermeiden.
Weiterentwicklung
Aufbauend auf den Evaluationsergebnissen wurden in einem abschließenden Workshop die Konzepte weitergesponnen. Was wird negativ erlebt und muss bei der Weiterentwicklung beachtet werden? Welche weiteren Potentiale stecken in den Konzepten?
Besonders großes Potential wurde im Konzept eines Tagebuchs gesehen. Dieses wurde daher im Detail weiter ausgearbeitet. Die Idee ist, dass NOVAFON Nutzenden Fortschritte und Erfolge bewusst macht und eine positive Sichtweise aufzeigt. Achtsamkeit und aktiv positive Erlebnisse wahrnehmen und erleben, sollen dabei zentraler Bestandteil sein.
Für die Konzeptausarbeitung wurden erneut die Erlebniskategorien für den Therapiekontext herangezogen und mit Hilfe der Anforderungen der Kategorien ein positive Sichtweise auf das Tagebuch gelegt, ohne den Fokus immer auf Schmerzen und Limitationen des Körpers zu legen.
„Fokus wieder auf Schmerzen und das ist was ich nicht haben will.“ (StudienteilnehmerIn)
Herausforderungen und Einschränkungen des Konzepts, wie das Ausbleiben von Erfolgen, wurden dabei intensiv diskutiert. In einem nächsten Schritt gilt es für das Team von NOVAFON jetzt die Ideen konzeptionell umzusetzen und erneut auf positives Erleben mit Hilfe der Valenzmethode zu evaluieren. Mit den gewonnen Erkenntnissen kann dann das Tagebuch überarbeitet und erweitert werden.
Weitere Mitwirkende der HdM: Larissa Eiler, Marta Mehretab, Tim Kossmann, Aina Liede Gallego
28.07.22