Inklusion betrifft uns alle und ist insbesondere dort wichtig, wo Exklusion unbewusst geschieht. Schriftsprache stellt als Abbildung von gesprochener Sprache für viele Gehörlose und Schwerhörige Menschen eine Fremdsprache dar, deren starke Nutzung in der digitalen Welt somit regelmäßig zu Exklusionsmomenten führt – ein Missstand, der vielen Hörenden gänzlich unbekannt ist. Im Forschungsprojekt AVASAG untersuchte ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Industrie die Entwicklung eines Avatars zur automatisierten Übersetzung von deutschem Text in Deutsche Gebärdensprache, um eben jene Exklusionsmomente zu reduzieren. Im Sinne des menschzentrierten Entwicklungsgedankens stehen dabei der direkte Austausch und die explizite Einbindung von Gebärdensprachler:innen im Zentrum des Projekts. Dieser Ansatz ist zwar unabdingbar, um angemessene technologische Lösungen für die Zielgruppe zu gestalten, bringt jedoch sowohl für hörende Designer:innen und Entwickler:innen als auch Gehörlose Projektbeteiligte eine Reihe an einzigartigen Herausforderungen mit sich.
Die Speaker möchten von ihren Erfahrungen mit diesen Herausforderungen im Projekt berichten, ihre daraus resultierenden Herangehensweisen in den Bereichen Analyse und Evaluation diskutieren und auf diese Weise dazu beitragen, inklusives Design und UUX Design ein Stück näher zusammenzubringen.
Ralph Raule
Ralph Raule beschäftigt sich schon seit über 20 Jahre mit der Barrierefreiheit gehörloser Menschen und gilt als einer der Experten im deutschsprachigen Raum. Sein Einsatz für die Gebärdensprache mündet in der Gründung oder Führung mehrerer Unternehmen, von denen die bekanntesten Gebärdenwerk und yomma sind. Beide Unternehmen haben den Fokus, Informationen für gehörlose Menschen in Form von qualitativ hochwertigen Übersetzungen zugänglich zu machen und unterstützen Behörden, kulturelle Einrichtungen, Vereine und Unternehmen dabei, ihr Angebot barrierefrei zu gestalten. Zudem ist Ralph Raule auch in vielfältiger Form in ehrenamtlichen Funktionen politisch für Menschen mit Behinderungen unterwegs.
Amelie Nolte
Amelie Nolte leitete im Rahmen ihrer Tätigkeit als UX Designerin von April 2020 bis April 2022 das Forschungsprojekt AVASAG seitens der Ergosign GmbH, wo sie Themen des zielgruppengerechten UI und UX Designs bei Gebärdensprachler:innen untersuchte. Seit Mai 2022 arbeitet Amelie Nolte als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Universität zu Lübeck, wo sie sich in verschiedenen Forschungsprojekten mit Fragen in den Bereichen Partizipation, CoDesign und Empowerment in der HCI auseinandersetzt. Zudem analysiert sie im Rahmen ihrer Promotion an der Universität zu Lübeck die methodischen Grundlagen des Ability-Based Designs – ein Ansatz, der 2011 vom amerikanischen Forscher Jacob Wobbrock ins Leben gerufen wurde und eine Optimierung der individuellen UX durch Fokus auf Fähigkeiten statt Behinderungen fordert.
Barbara Gleißl
Barbara Gleißl ist als Senior User Experience Researcher bei der UX-Agentur Ergosign tätig und betreut dort das Forschungsprojekt AVASAG. Angetrieben von der Überzeugung, dass Digitalisierung ein zentrales Werkzeug zur Erreichung sozialer Teilhabe darstellt, geht sie nicht nur im Forschungsprojekt sondern auch in ihrer täglichen Arbeit der Frage nach, wie digitale Produkte so gestaltet werden können, dass sie für alle Mitglieder unserer Gesellschaft einfach und zufriedenstellend bedienbar sind.
Über YOMMA
Gebärdensprache, Kompetenz und Kreativität sind die Grundzutaten unserer Arbeit. Yomma ist eine Dienstleistungsfirma, die Kunst, Kompetenz und Gebärdensprache vereint, vermarktet und verkauft. Wir bieten professionelle und hochqualitative Dienstleistungen für Übersetzungen und Dolmetschen in Gebärdensprache, Gebärdensprachkurse, diverse Veranstaltungen, Gestaltung der Internetauftritte und ähnliches an.
Über Ergosign - We innovate and create digital experiences.
Ergosign ist überzeugt von digitalen Produkten, die Menschen in ihrer Arbeit unterstützen und ihr Leben bereichern. Als führende Digitalagentur mit Fokus auf User Experience im DACH-Raum betreut Ergosign Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen und Geschäftsfeldern Full-Service mit einem mensch-zentrierten, zielorientierten und kollaborativen Mindset. Ausgezeichnet mit mehreren Design Awards — wie dem Red Dot, dem iF oder dem UX Design Award verfügen die mehr als 170 Mitarbeiter an 6 Standorten in Deutschland und der Schweiz über umfassende Digitalisierungserfahrung aus über 4500 Projekten.
26.08.22