Das Wohlbefinden von NutzerInnen interaktiver Produkte und Services kann maßgeblich durch die Gestaltung von Produkten, Services basierend auf Grundlage psychologischer Bedürfnisse erreicht werden (Hassenzahl 2008). Daneben ist auch Beachtung der psychologischen Bedürfnisse von MitarbeiterInnen im Unternehmen relevant, um diesen wiederum eine bedürfnisorientierte Herangehensweise in Gestaltungsprozessen zu ermöglichen (vgl. Krüger 2022).
Um Unternehmen hierbei praxisorientiert zu unterstützen, haben wir Rahmen des Kompetenzzentrums Usability Materialien entwickelt, welche die psychologischen Bedürfnisse erläutern (Bedürfniskarten) sowie diese exemplarisch in Gestaltungskontext setzen (Inspirationskarten). Darüber hinaus erstellten wir ein zugehöriges Handbuch, welches den Umgang mit den Bedürfnis- und Inspirationskarten im Kontext von Gestaltungsprozessen praktisch erläutert. Im Rahmen dieses Blogbeitrages sollen nun zunächst die Bedürfniskarten vorgestellt werden, welche eine Weiterentwicklung des Bedürfnisfächers darstellen.
Die theoretische Grundlage der Bedürfniskarten bildet die Bedürfnisauswahl nach Desmet und Fokkinga (2020), welche 13 übergreifende psychologische Bedürfnisse als Ressource für das Gestalten von Wohlbefinden definieren. Darüber hinaus sind jedem dieser 13 Bedürfnisse jeweils vier untergeordnete Bedürfnisse zugewiesen, welche das übergreifende Bedürfnis weiter ausführen. An dieser Stelle möchten wir uns bei Pieter Desmet und Steven Fokkinga für die Bereitstellung der theoretischen Definitionen und die Erlaubnis zur Übersetzung bedanken. Die Bedürfnistypologie wurde vom Kompetenzzentrum wissenschaftlich übersetzt und so aufbereitet, dass sie im Unternehmensalltag z.B. als Sensibilisierungsmaterial praktisch eingesetzt werden können.
Die Bedürfniskarten bestehen jeweils aus Vorder- und Rückseite. Auf der Vorderseite ist das jeweilige psychologische Bedürfnis in wenigen Sätzen erläuternd beschrieben. Daneben sind die vier untergeordneten Bedürfnisse aufgeführt. Darüber hinaus findet sich auf der Vorderseite jeweils ein Bedürfnis-Icon, welche sich z.B. auch auf den Inspirationskarten für eine eindeutige Zuordnung der Bedürfnisse wiederfindet. Zudem findet sich auf der Vorderseite der Bedürfniskarten jeweils der Anschnitt eines Moodboards, welches die Beschreibung der Bedürfnisse grafisch unterstützen soll und sich auf der Rückseite der Bedürfniskarte fortsetzt. Durch die bildlich-fotografisch Darstellung Moodboard soll ein intuitives Verständnis und Eintauchen in die Bedürfnisse erleichtert werden. Die Bedürfniskarten sind im Din A5 Format gehalten, um den praktischen Transport sowie Einsatz im Rahmen von Workshops zu ermöglichen.
Mögliche Einsatzszenarien für die Bedürfniskarten sind:
- Wissensaufbau und Sensibilisierung für einzelne psychologische Bedürfnisse als Grundlage für die erlebnisorientierte Gestaltung
- Analyse der Bedürfnisse von NutzerInnen und anderen Stakeholdern im Gestaltungsprozess
- Inspiration für Ideenfindungsprozesse
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Freude beim Einsatz der Bedürfniskarten und freuen uns über Ihr Feedback!
Literatur
Desmet, P. M. A., & Fokkinga, S. F. (2020). Beyond Maslow ’ s Pyramid : Introducing a Typology of Thirteen Fundamental Needs for Human-Centered Design. doi.org/10.3390/mti4030038
Hassenzahl, M. (2008). User experience (UX): towards an experiential perspective on product quality. In Proceedings of the 20th International Conference of the Association Francophone d’Interaction Homme-Machine (pp. 11–15). ACM. Retrieved from portal.acm.org/citation.cfm?id=1512717
Krüger, A. E., Brandenburg, S., Langner, M., & Burmester, M. (2022). UUX (+ X) in der Praxis: Bedürfnisse und Werte für Unternehmen nutzbar machen. Mensch und Computer 2022-Workshopband.
07.03.23