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Im Institut für angewandte künstliche Intelligenz (IAAI) an der Hochschule der Medien (HdM) wird interdisziplinär an aktuellen Themen der künstlichen Intelligenz geforscht und gearbeitet. Seit einigen Monaten wird viel über "ChatGPT" diskutiert. Um einen ganzheitlichen Blick auf die Thematik zu werfen, fand am 18. April 2023 an der HdM die Veranstaltung "Wie mächtig wird ChatGPT - Auswirkungen auf Content Creation und Journalismus" statt.

Über 300 Teilnehmende haben Impulsvorträge und Perspektiven aus der Praxis gehört. Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den HdM-Rektor Prof. Dr. Alexander W. Roos wurde es gleich sehr praktisch. Prof. Dr. Andreas Koch demonstrierte live, wie der Chatbot durch "Priming" bestimmte Rollen einnehmen kann und etwa als Professor oder Professorin eine Bewertung einer studentischen Hausarbeit vornimmt, um zwei Kommandozeilen später als Autor die Gliederung einer möglichen Biografie für den Ministerpräsidenten vorzuschlagen. Die Ergebnisse führten zu manchem erstaunten Gesichtsausdruck im Auditorium.

Unglaubliche Rechenleistungen
Für die Informatiker sind diese Resultate im Grunde nur das Ergebnis einer Wahrscheinlichkeitsrechnung und ein "wenig Mathematik". Prof. Dr. Johannes Maucher, Leiter des IAAI und Doktorand Leon Schröder haben den Blick hinter die Kulissen ermöglicht, die Prinzipien von neuronalen Netzen aufgezeigt und das Zusammenspiel von "Supervised- und Reinforcement-Learning" in ChatGPT erklärt. Die Komplexität, selbst der einfachen Beispiele, lässt Laien nur erahnen, welche unglaublichen Rechenleistungen bei Billionen zu verarbeitenden Daten erbracht werden müssen, um eine KI wie ChatGPT in die Lage zu versetzen, sinnvolle Antworten zu geben.

Ethische Grenzen und rechtliche Rahmenbedingungen
Aber ist das, was technisch möglich ist, auch ein Segen für die Gesellschaft, das Zusammenleben oder den Umgang miteinander? Worin liegen die ethischen Grenzen der Datenverarbeitung und der immer schneller lernenden Algorithmen? Die Medienethik-Professorin Dr. Petra Grimm verortet die aktuellen Entwicklungen zwischen der prometheischen Perspektive, des Himmelsstürmers aus der griechischen Mythologie, und der Büchse der Pandora. "Wir müssen unter anderem darüber nachdenken, welche Werte und Normen in der generativen KI angelegt sind, und wo KI auch in hochsensiblen Bereichen überhaupt eingesetzt werden sollte", so Grimm. Diesen Gedanken nahm Moderatorin Julia Grabowski, Teilnehmerin am Qualifikationsprogramm Moderation des Instituts für Moderation der HdM auf, um zu Prof. Dr. Nils Heide überzuleiten. Der Rechtsexperte erklärte eindrücklich, dass eine künstliche Intelligenz keineswegs im rechtsfreien Raum agiert. Die Erörterung der Fragen, ob die verwendeten Trainingsdaten für ChatGPT eine Urheberrechtsverletzung darstellen, und welchen rechtlichen Schutz die Ergebnisse einer generativen KI erlangen, zeige, dass sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene juristische Klärungen und die Definition von rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig werden.

Einsatzmöglichkeiten identifiziern
In einer abschließenden Podiumsdiskussion, die von Prof. Christof Seeger geleitet wurde, haben Dr. Jan-Georg Plavec, Datenjournalist bei der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten, Martin Bergmann, Programmleiter bei Schäffer-Poeschl und Prof. Dr. Petra Grimm die Auswirkungen, Möglichkeiten und Risiken für die Praxis diskutiert. Darin hat sich gezeigt, dass die Unternehmen beginnen, KI zu verstehen und daran arbeiten, Bereiche zu identifizieren, in denen ein Einsatz in der Praxis sinnvoll ist. Auch wenn man erst am Anfang dieser Entwicklung steht, waren sich alle Diskutierenden einig, dass es auch zukünftig Menschen braucht, um glaubwürdige und qualitativ hochwertige Texte zu erstellen.

Auch im Foyer der Veranstaltung wurde angeregt diskutiert. In der Pause und nach der Podiumsdiskussion standen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Einrichtungen der HdM mit ihren Ständen für Fragen und den fachlichen Austausch zur Verfügung. Neben dem Institut für digitale Ethik (IDE), Institute for Institute for Applied AI (IAAI), Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability, war auch das Humanoid Lab der HdM mit dem humanoiden Roboter “Andrea” vertreten. Es wurden Fragestellungen von der technischen Machbarkeit, über ethische Themen bis hin zur menschzentrierten Gestaltung erörtert.

Fortsetzung
"Die Resonanz auf diese Veranstaltung war überwältigend. Sie zeigt, dass wir mit diesem Format den Austausch und den Diskurs derartiger Themen fördern können", erklärt IAAI-Leiter Prof. Dr. Johannes Maucher. "Wir haben schon Ideen für eine Neuauflage im Herbst, zum quasi ersten Geburtstag von ChatGPT", so Maucher.


26.04.23

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