Am 9. November fand im dbb-Forum in Berlin die CDR-Konferenz 2023 zum Thema „Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung“ statt. Organisiert wurde die Konferenz von der CDR-Initiative. Die CDR-Initiative wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert und hat sich das Ziel gesetzt, digitale Verantwortung (Corporate Digital Responsibility, CDR) bei Unternehmen aller Branchen zu etablieren. Dabei soll Digitalisierung über das in Gesetzen vorgeschriebene Maß hinaus menschen- und werteorientiert gestaltet werden.
Menschenzentrierung gilt als ein zentraler Baustein der verantwortungsvollen Digitalisierung. Dieses grundlegende Prinzip sollte im Rahmen der CDR-Konferenz im Detail beleuchtet und diskutiert werden. Prof. Dr. Sarah Spiekermann-Hoff gestaltete den Auftakt dazu mit der Keynote zu dem von ihr mitentwickelten „Value-based Engineering“. Dabei sollen ethische Werte direkt in die Gestaltung einfließen und über den reinen monetären Nutzen eines Produktes oder einer Dienstleistung zum Wohlbefinden aller von einer digitalen Technologie betroffenen Menschen beitragen. Das Value-based Engineering ist ein sehr weitgehend ausgearbeiteter Entwurfsprozess und wurde in dem Standard ISO/IEC/IEEE 24748-7000 (2022) niedergelegt.
Im Anschluss an den Keynote-Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion. Diese wurde vom Leiter der CDR-Initiative Prof. Dr. Christian Thorun moderiert und diskutierte die Relevanz der Menschenzentrierung für Unternehmen sowie die Bedeutung der Gestaltung für Diversität und Barrierefreiheit (Nina Hundhausen, People Lead für User Experience und im Kernteam der Human-Centered Technology Community bei der Deutschen Telekom), Nachhaltigkeit (Susanne Grohs-von Reichenbach, Geschäftsführerin und Gründerin Think Digital Green), Perspektiven auf Menschenzentrierung (Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) und dem Value-based Engineering (Prof. Dr. Sarah Spiekermann-Hoff, Leiterin des Instituts für Wirtschaftsinformatik & Gesellschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, WU Wien).
Prof. Dr. Michael Burmester, Konsortialkoordinator des Mittelstand-Digital Zentrums Fokus Mensch (Hochschule der Medien), war ebenfalls zur Podiumsdiskussion eingeladen, um die fast gleichnamige Perspektiven des Zentrums auf die Menschzentrierte Digitalisierung einzubringen. Zur Frage der Relevanz der Menschenzentrierung für die Unternehmen führte er aus, dass diese dazu beiträgt, digitale Produkte mit geringerem Risiko für ökonomische Fehlschläge auf den jeweiligen Märkten und höherer Akzeptanz bei den Zielgruppen entwickeln zu können. Aus der Fokussierung auf die Bedarfe und Bedürfnisse sowie Werte der Menschen lassen sich zudem Innovationen ableiten, die Produkte und Dienstleistungen am Markt attraktiver werden lassen. Er wies auf Studien hin, die zeigen, dass Unternehmen mit Ansätzen der menschzentrierten Gestaltung am Markt erfolgreicher agieren als Unternehmen, die dies nicht tun. Die im Rahmen der UIG-Tagung vorgestellte UIG-Studie zeigt, dass im Vergleich zu Erhebungen von vor zehn Jahren, die Themen Usability und User Experience bei kleinen und mittleren Unternehmen heute stärker etabliert sind und als eine Ursache für wirtschaftlichen Erfolg von den Unternehmen angesehen werden.
Das Thema Menenschzentrierung wurde anschließend in fünf Workshops zu Themen wie „Daten und KI für die Nachhaltigkeit: Wie können Datennutzen und Datenschutz gleichzeitig gelingen?“ oder „Inklusive Produkte, Services und Initiativen: Wie können Vielfalt und Profit Hand in Hand gehen?“ behandelt. Insgesamt wurde in der Veranstaltung sehr deutlich das Menschenzentrierung ein wesentliches Element für die verantwortungsvolle Digitalisierung durch Unternehmen ist.
20.11.23