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Der Blogbeitrag erklärt den Curb-Cut-Effekt in der digitalen Barrierefreiheit anhand des Praxisbeispiels von Netflix-Untertiteln. Ursprünglich für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen entwickelt, nutzen viele Menschen Untertitel, um Sprachen zu lernen, in lauten Umgebungen Videos zu schauen oder schwer verständliche Inhalte besser zu erfassen. Der Beitrag zeigt, wie mittelständische Unternehmen von solchen barrierefreien Features profitieren können, indem sie ihre Reichweite erhöhen, die User Experience verbessern und ihr Image als innovatives, inklusives Unternehmen stärken.

Haben Sie schon einmal den Begriff "Curb-Cut-Effekt" gehört? Ursprünglich bezieht sich dieser Begriff auf die kleinen Absenkungen im Bordstein (Curb-Cuts), die ursprünglich für Rollstuhlfahrer gemacht wurden. Doch es profitieren nicht nur Menschen mit Mobilitätseinschränkungen davon. Curb-Cuts erleichtern auch Eltern mit Kinderwagen, Fahrradfahrerinnen oder Menschen, die einen Rollkoffer ziehen, den Alltag. Dieses Phänomen – dass Barrierefreiheit nicht nur der intendierten Zielgruppe hilft, sondern auch viele andere Vorteile bringt – nennt man den "Curb-Cut-Effekt". In der digitalen Welt ist dieser Effekt genauso kraftvoll, und Unternehmen können stark davon profitieren.

Digitale Curb-Cuts: Untertitel als Praxisbeispiel

Ein besonders anschauliches Beispiel für Curb-Cut-Effekte in der digitalen Barrierefreiheit sind Video-Untertitel auf Plattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+. Ursprünglich wurden Untertitel eingeführt, um Menschen mit Hörbeeinträchtigungen die Nutzung der Inhalte zu ermöglichen. In Deutschland zum Beispiel haben 19% der Bevölkerung leichte Hörbeeinträchtigungen bis hin zur Gehörlosigkeit [1]. Netflix berichtete, dass 85% der User Untertitel regelmäßig nutzen [2]. Untertitel sind für viele von uns ein unverzichtbares Feature geworden – auch für Personen ohne Hörprobleme.

Hier sind einige Beispiele, wie Untertitel im Alltag eingesetzt werden und wie sie die Nutzererfahrung für eine breitere Zielgruppe verbessern:

  • Sprachenlernen: Viele Menschen nutzen Untertitel, um neue Sprachen zu lernen oder ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Untertitel helfen dabei, Vokabeln direkt mit der gesprochenen Sprache zu verknüpfen und den Kontext besser zu verstehen.

  • Störende Umgebungen: Wenn Sie unterwegs sind und keine Kopfhörer zur Hand haben, oder in einer lauten Umgebung ein Video anschauen, sind Untertitel extrem hilfreich. Sie sorgen dafür, dass der Inhalt weiterhin zugänglich bleibt – egal, ob der Ton verfügbar ist oder nicht.

  • Besseres Verständnis: Auch bei schwer verständlichen Akzenten oder schnellen Dialogen können Untertitel das Verständnis der Inhalte erheblich erleichtern. Viele Berichte und Beobachtungen zeigen, dass viele Zuschauer von der zusätzlichen visuellen Information profitieren, auch wenn sie eigentlich keine Einschränkungen haben.

Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Mittelständische Unternehmen und Startups, die digitale Barrierefreiheit in ihre Produkte integrieren, profitieren ebenfalls von diesen positiven Nebeneffekten.

  • Größerer Kundenkreis: Durch die Integration barrierefreier Features können Sie eine breitere Kundschaft erreichen. Denken Sie daran, dass viele Nutzer diese Funktionen auch aus Bequemlichkeit oder aufgrund von situativen Einschränkungen schätzen.

  • Bessere User Experience: Funktionen, die ursprünglich für eine spezielle Zielgruppe entwickelt wurden, können die Nutzererfahrung insgesamt verbessern. Wie im Beispiel der Untertitel gezeigt, führen inklusive Designentscheidungen zu einer allgemein besseren User Experience.

  • Image und Innovationskraft: Unternehmen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, zeigen damit auch, dass sie innovativ und inklusiv sind. Dies kann das Markenimage verbessern und das Unternehmen als fortschrittlich positionieren – Aspekte, die bei der Anwerbung von Talenten oder in Kooperationen oft entscheidend sind.

Der Anfang muss nicht kompliziert sein

Barrierefreiheit bedeutet nicht immer riesige Investitionen. Oftmals lassen sich kleine Änderungen mit großer Wirkung erzielen – genau wie die Bordsteinabsenkungen, die unseren Alltag so viel einfacher machen. Warum also nicht im eigenen Unternehmen nach diesen "digitalen Bordsteinen" Ausschau halten?

Zum Beispiel könnte ein einfacher Schritt sein, bei Videos auf Ihrer Website Untertitel anzubieten. Oder wie wäre es, eine alternative, textbasierte Version für komplexe Grafiken zur Verfügung zu stellen?

Fazit: Inklusion zahlt sich aus

Der Curb-Cut-Effekt zeigt eindrucksvoll, dass Investitionen in Barrierefreiheit keine "Extrawürste" sind, sondern für alle Nutzergruppen Vorteile bringen können. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre digitalen Produkte für alle zugänglicher zu machen – und somit auch die Reichweite und Zufriedenheit Ihrer Kunden zu steigern.

 

[1] – BIK für alle – Gehörlose und schwerhörige Menschen 
[2] – idealinsight.co.uk – Netflix and Captions


06.03.24

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