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Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz bietet die große Chance, Ihre digitalen Angebote einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und Ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Ja, es bedeutet Arbeit – aber es ist eine Investition in die Qualität Ihrer Produkte, in das Vertrauen Ihrer Kund*innen und in die gesellschaftliche Teilhabe für alle. Gehen Sie die ersten Schritte und machen Sie den Unterschied!

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer neuen Kundengruppe: Millionen von Menschen, die nur darauf warten, Ihre Produkte und Services nutzen zu können. Doch eine unsichtbare Tür steht ihnen im Weg – eine Tür, die Sie selbst mit ein paar gezielten Maßnahmen öffnen können. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) [1], das am 28. Juni 2025 in Kraft tritt, ist der Schlüssel dazu. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, warum das Gesetz eine große Chance für Ihr Unternehmen darstellt und wie Sie erste Schritte hin zu barrierefreien digitalen Produkten und Services gehen können.

Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist Teil der Umsetzung der europäischen Barrierefreiheitsrichtlinie und verpflichtet viele Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen ab 2025 barrierefrei zu gestalten. Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen den Zugang zu digitalen Inhalten und Services zu ermöglichen – seien es Webseiten, Apps, E-Books oder auch Bankautomaten.


Kurz gesagt: Das Gesetz verlangt, dass digitale Angebote so gestaltet werden, dass sie von möglichst vielen Menschen genutzt werden können, unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten.


Das bedeutet zum Beispiel, dass eine Person mit Sehbeeinträchtigung mithilfe eines Screenreaders (dt. Bildschirmlesegerät) eine Webseite problemlos navigieren können muss oder dass jemand mit eingeschränktem Hörvermögen Videos mit Untertiteln anschauen kann. Dafür gibt es Standards wie die Europäische Norm 301 549 [2], die relevante Kriterien klar überprüfbar machen.

Warum ist das BFSG wichtig für Ihr Unternehmen?

Auf den ersten Blick mag das BFSG wie eine weitere gesetzliche Hürde erscheinen, doch es ist viel mehr als das – es ist eine Gelegenheit! Barrierefreiheit bedeutet Zugang für alle, und damit erschließen Sie sich auch eine bislang oft vernachlässigte Kundengruppe. Allein in Deutschland gibt es fast 8 Millionen Menschen mit einer Behinderung [3] – eine enorme Zielgruppe, die aktuell oft von digitalen Angeboten ausgeschlossen bleibt.

Doch nicht nur die Reichweite erhöht sich durch barrierefreie digitale Produkte: Sie verbessern auch das Nutzererlebnis für alle! Eine Webseite, die gut strukturiert, verständlich und leicht navigierbar ist, profitiert auch im Allgemeinen von der Umstellung - das ist der Curb-Cut Effekt, den wir in einem anderen Artikel beschreiben.

Rechtliche Auswirkungen

Neben den Vorteilen für das Nutzererlebnis gibt es auch rechtliche Aspekte, die beachtet werden müssen. Bei Nicht-Einhaltung des BFSG drohen Sanktionen wie der Rückzug von Produkten oder Bußgelder – auch das sollte nicht unterschätzt werden. Doch anstatt dies als Drohung zu verstehen, sehen Sie es als Ansporn, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.

Erste Schritte zur Barrierefreiheit: So machen Sie Ihre digitalen Angebote fit

Der Weg zu barrierefreien digitalen Produkten muss keine Mammutaufgabe sein. Mit diesen ersten Schritten können Sie schon jetzt einen wichtigen Beitrag leisten:

  1. Bestandsaufnahme machen: Beginnen Sie mit einer Analyse Ihrer aktuellen digitalen Angebote. Welche Anwendungen barrierefrei gestaltet sein müssen, ergibt sich aus den gesetzlichen Vorgaben des BFSG [1]. Wie barrierefrei sind Ihre Webseite, Ihre App oder Ihre digitalen Dokumente bereits? Automatisierte Tools wie der "WAVE Accessibility Checker" oder die “axe DevTools” können dabei unterstützen, erste Problembereiche zu erkennen. In Google Chrome sind sie beispielsweise über Lighthouse für einzelne Seiten verfügbar oder lassen sich als Crawler für viele Webseiten einsetzen, etwa unter expert.de oder durch eigene Integration mit dem axe-crawler. Beachten Sie jedoch, dass solche Tools nur einen Teil der Anforderungen abdecken.

  2. Prioritäten setzen: Nicht alles muss sofort und auf einmal umgesetzt werden! Identifizieren Sie die wichtigsten Zugänglichkeitshindernisse und nehmen Sie sich diese zuerst vor. Beispielsweise könnten Sie sicherstellen, dass Ihre Webseite mit Screenreadern kompatibel ist oder dass Alternativtexte für Bilder vorhanden sind.

  3. Schulung der Mitarbeiter: Das Thema Barrierefreiheit ist komplex. Schulungen helfen Ihren Teams, das nötige Wissen zu erlangen, um digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Nutzen Sie bestehende Schulungsmaterialien oder lassen Sie sich von Expert*innen unterstützen.

  4. Expert*innen hinzuziehen: Eine professionelle Barrierefreiheitsberatung kann helfen, komplexe Problemstellungen zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zu planen. Gerade bei umfangreichen Anwendungen kann es hilfreich sein, sich externe Unterstützung zu holen.

  5. Nutzerfeedback einholen: Die besten Expert:innen sind Ihre Nutzer:innen. Binden Sie Menschen mit Behinderungen in die Evaluierung Ihrer Produkte ein. So stellen Sie sicher, dass Ihre Maßnahmen tatsächlich die erwünschte Wirkung erzielen.

Fazit: Eine Chance, die es zu nutzen gilt

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz bietet die große Chance, Ihre digitalen Angebote einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und Ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Ja, es bedeutet Arbeit – aber es ist eine Investition in die Qualität Ihrer Produkte, in das Vertrauen Ihrer Kund*innen und in die gesellschaftliche Teilhabe für alle. Gehen Sie die ersten Schritte und machen Sie den Unterschied!

[1] Barrierefreiheits­stärkungs­gesetz (BFSG) Erklärseite vom Bund
[2] Erklärseite zur Europäischen Norm 301 549 durch den Bund
[3] Statistische Dokumentation vom Statistischen Bundesamt zu Behinderten Menschen in Deutschland


02.04.24

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