Gamification hat sich zu einem Trend entwickelt, der weit über die Welt der Computerspiele hinausgeht. Besonders für Unternehmen wird das Prinzip interessant, um Mitarbeiter zu motivieren, komplexe Lerninhalte zu vermitteln und innovative Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Doch wie funktioniert Gamification wirklich, und was sollten mittelständische Unternehmen und Startups beachten, damit Gamification zum Unternehmenserfolg beiträgt?
Was ist Gamification wirklich?
Gamification bezeichnet den Einsatz spielerischer Elemente in nicht-spielerischen Kontexten. Dazu gehören zwar auch Belohnungen, Bestenlisten, Auszeichnungen und Herausforderungen, um den Lernprozess interessanter und die Arbeit motivierender zu gestalten, aber diese sind häufig nur ein kleines Element während tiefergreifende Mechaniken mehr Effekte entfalten. Ein Beispiel für die Kraft von guter Gamification ist das Spiel Foldit [1]. Durch das vereinfachte Falten von Proteinen konnten Wissenschaftler mit tausenden Spielenden schneller medizinische Fortschritte erzielen, die zuvor Jahre gebraucht hätten. Gamification kann also mehr sein als eine Motivationsspritze. Sie kann reale Lösungen für reale Probleme fördern.
Wie funktioniert gute Gamification?
Der Erfolg von Gamification hängt stark davon ab, wie gut sie die Nutzer anspricht. Ein zentraler Ansatz hierfür ist die „Octalysis“ [2], ein Modell, das acht Kernmotivatoren für Gamification beschreibt:
- Epische Bedeutung & Berufung: Ein Gefühl von Bedeutung und Beitrag zur Welt, ähnlich wie bei Wikipedia, wo Editoren das Ziel verfolgen, das Wissen der Menschheit zu erweitern.
- Entwicklung & Errungenschaften: Fortschritte und Belohnungen für das Erreichen von Zielen, wie Google Local Guides, die für Bewertungen kleine Statusanreize erhalten.
- Kreativität & Feedback: Direkte Rückmeldungen, wie sie etwa in Kreativ-Workshops erlebbar sind.
- Besitz & Eigentum: Virtuelle Besitztümer schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl, wie etwa eine personalisierte „Hütte“ in einer Anwendung.
- Sozialer Einfluss & Verbundenheit: Gemeinschaft und soziale Dynamik als Motivator.
- Knappheit & Ungeduld: Knappheit motiviert, wie zeitlich begrenzte Belohnungen bei Sprachlern-Apps.
- Unvorhersehbarkeit & Neugier: Neugierde als Antrieb, um Nutzer zu motivieren, neue Dinge auszuprobieren.
- Verlust & Vermeidung: Die Angst, Fortschritte zu verlieren, motiviert zu kontinuierlicher Aktivität.
Gamification sinnvoll und leichtgewichtig integrieren
Gamification kann effektiv in Unternehmensprozesse integriert werden, ohne dass sinnlose Auszeichnungen oder Punkte vergeben werden, die keinen Mehrwert bieten. Der Fokus sollte darauf liegen, echte Motivation und Engagement zu schaffen, indem spielerische Elemente sinnvoll mit den Arbeitsprozessen verbunden werden. Einige Ansätze dafür, die Sie mit Ihren Produktteams oder Designern besprechen können, sind:
- Zielgerichtete Herausforderungen: Aufgaben mit klaren, bedeutungsvollen Zielen, die direkt mit den täglichen Aufgaben der Mitarbeitenden verknüpft sind.
- Direktes Feedback: Echtzeit-Rückmeldungen, um Mitarbeitende zu motivieren und ihre Arbeit zu schätzen.
- Teamwettbewerbe: Gesunde Teamwettbewerbe, die Zusammenarbeit und sozialen Zusammenhalt fördern.
- Personalisierung: Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ihre Arbeitsumgebung und Prozesse zu personalisieren, um ein größeres Gefühl der Kontrolle zu fördern.
Fazit: Gamification als Werkzeug für nachhaltige Unternehmensentwicklung
Richtig angewandt, kann Gamification Motivation und Engagement fördern. Doch es gibt Risiken: Zu viele Belohnungen oder Benachrichtigungen können Nutzer überfordern, und zu viel künstlich induzierte Motivation kann langfristig die intrinsische Motivation schädigen.
Für Unternehmen bedeutet Gamification eine Möglichkeit, kreative Lösungen in den Alltag zu integrieren und Mitarbeitende zu motivieren, wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt wird. Besonders wichtig sind der Dialog mit den Nutzern und die kontinuierliche Evaluation, welche Aspekte sinnvoll eingesetzt werden. So kann Gamification zu einer nachhaltigen Methode für Unternehmens- und Mitarbeiterentwicklung werden.
Durch den Einsatz spielerischer Elemente können komplexe Themen und Prozesse leichter verständlich und attraktiver gestaltet werden. Nutzen Sie das Potenzial von Gamification, aber mit Augenmaß und Blick auf die langfristige Motivation der Nutzer.
[1] Fold It Spielbeschreibung – https://www.stiftung-digitale-spielekultur.de/paedagogisches-spiel/foldit/
[2] Octalysis Beschreibung – https://yukaichou.com/gamification-examples/octalysis-complete-gamification-framework/
09.05.24