In der digitalen Welt gibt es viele Hürden, die für die meisten Menschen unsichtbar sind. Wenn wir an Barrierefreiheit denken, stellen wir uns oft physische Barrieren vor – Rollstühle, die über Bordsteinkanten hinweg müssen. Doch auch im digitalen Raum existieren solche Hindernisse – nur dass sie oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Diese unsichtbaren Barrieren können den Zugang zur digitalen Welt für viele Menschen erheblich erschweren, auch für diejenigen mit kognitiven Einschränkungen.
Ein gutes Beispiel für diese Art von Barrieren ist die Gestaltung von Formularen auf Webseiten. Für viele von uns mag es nur eine kurze Aufgabe sein, ein Kontaktformular auszufüllen, doch für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefiziten kann dies eine große Herausforderung darstellen. Unklare Struktur, fehlende Erklärungen und ein verwirrendes Design führen schnell dazu, dass die Nutzung solcher Formulare für viele Nutzer schlichtweg ablenkend und dadurch unmöglich wird.
Ebenso können niedrige Farbkontraste oder eine inkonsistente Navigation eine digitale Barriere darstellen. Menschen mit einer Sehbehinderung oder Farbschwäche finden häufig wichtige Informationen auf Webseiten nicht, wenn die Kontraste unzureichend sind. Hier ist es notwendig, dass wir als Designerinnen und Entwickler diese Hürden erkennen und lösen, um allen Nutzerinnen und Nutzern den Zugang zu unseren digitalen Angeboten zu ermöglichen.
Solche Barrieren sind nicht immer offensichtlich, aber die Auswirkungen sind massiv. Nicht selten werden Menschen aufgrund dieser Barrieren ausgeschlossen oder müssen auf aufwändige Hilfsmittel zurückgreifen, die ihren Alltag deutlich erschweren. Das ist nicht nur frustrierend für die Betroffenen, sondern auch eine verpasste Chance für Unternehmen und Organisationen, die auf diese Weise potenzielle Nutzer verlieren.
Doch die gute Nachricht ist: Wenn wir diese unsichtbaren Barrieren sichtbar machen, finden sich oft auch sichtbare Lösungen, die allen helfen. Menschen mit Behinderung sollten aktiv einbezogen werden, um Barrieren sichtbar zu machen und von ihren Erfahrungen zu berichten. Der sogenannte "Curb Cut Effekt" beschreibt das Endresultat perfekt: Eine Bordsteinkante, die für Rollstuhlfahrer abgesenkt wird, ist ebenso hilfreich für Eltern mit Kinderwagen, für Lieferanten mit schweren Karren oder sogar für Menschen, die einfach mit einem Koffer unterwegs sind. Genauso profitieren auch Menschen ohne Behinderung von gut gestalteten digitalen Systemen. Eine klare Struktur und konsistente Navigation sind für alle Nutzerinnen und Nutzer hilfreich, nicht nur für Menschen mit kognitiven Einschränkungen.
Es ist an der Zeit, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen. Indem wir die Bedürfnisse unterschiedlicher Menschen berücksichtigen, schaffen wir Systeme, die wirklich für alle zugänglich sind. Digitale Barrieren müssen erkannt und abgebaut werden – und zwar von Anfang an. Denn nur so können wir sicherstellen, dass die digitale Welt ein Ort ist, der niemanden ausschließt und stattdessen echte Teilhabe für alle ermöglicht.
09.06.24