Künstliche Intelligenz (KI) transformiert die Geschäftswelt, doch viele Mitarbeitende in Unternehmen haben Schwierigkeiten, die dahinterliegenden Konzepte zu verstehen. Abstrakte Themen wie neuronale Netze oder maschinelles Lernen stellen insbesondere für Nicht-Techniker:innen eine Herausforderung dar. Hier kommt XR ins Spiel: Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) schaffen eine greifbare, visuelle Verbindung zu diesen komplexen Themen und fördern sowohl Verständnis als auch Engagement. Eine explorative Studie hat untersucht, wie XR-Technologien speziell auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden zugeschnitten werden können, um deren KI-Bildung zu verbessern.
Die Studie untersuchte drei unterschiedliche XR-Anwendungen, die verschiedene Aspekte der KI-Bildung abdecken:
- Mobile AR – K-Means-Algorithmus:
Mit Hilfe von Augmented Reality auf Tablets wurde der K-Means-Algorithmus visualisiert. Mitarbeitende konnten interaktiv Datenpunkte zu Clustern zuordnen und so den Algorithmus selbstständig "durchspielen". Diese Hands-on-Erfahrung erwies sich als besonders effektiv, um grundlegende Konzepte zu vermitteln. - Headset-AR – Menschliche Informationsverarbeitung:
Mit der Microsoft HoloLens 2 wurden Modelle der menschlichen Informationsverarbeitung veranschaulicht. Multimediale Inhalte wie Videos und Texte ermöglichten eine tiefere Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Mensch-KI-Interaktion. Besonders geschätzt wurde die Möglichkeit, durch Gesten- und Blicksteuerung direkt mit den Inhalten zu interagieren. - Headset-VR – Neuronale Netze:
Mit einem VR-Headset konnten die Teilnehmenden in eine vollständig immersive Umgebung eintauchen, um neuronale Netze zu verstehen. Die Anwendung bot Aufgaben wie das Bauen eines einfachen Netzes und das Berechnen eines Forward-Passes. Durch die hohe Interaktivität und die Möglichkeit, das Gelernte direkt anzuwenden, wurde das Verständnis der Konzepte signifikant verbessert.
Die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussionen zeigten eine breite Akzeptanz und Begeisterung für XR-Technologien. Mitarbeitende hoben die Vorteile der Immersion und Interaktivität hervor, insbesondere für abstrakte Konzepte wie neuronale Netze. Dabei gab es jedoch unterschiedliche Präferenzen: Einige bevorzugten VR für die vollständige Fokussierung, während andere AR schätzten, um die physische Umgebung weiterhin wahrzunehmen. Ein Konsens bestand darin, dass XR vor allem in Kombination mit traditionellen Lernmethoden effektiv ist – etwa durch die Integration theoretischer Grundlagen.
Die Studie zeigt, dass XR ein enormes Potenzial für die KI-Bildung von Mitarbeitenden bietet. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis in einer interaktiven, immersiven Umgebung können Mitarbeitende komplexe Konzepte schneller und nachhaltiger verstehen. Zukünftig könnten XR-Anwendungen durch KI-gesteuerte virtuelle Tutoren ergänzt werden, um personalisiertes Lernen zu ermöglichen. Zudem besteht die Möglichkeit, XR-Technologien in andere Disziplinen zu übertragen, etwa in der Medizin oder den Naturwissenschaften. Für die KI-Bildung bietet XR nicht nur neue Lernmethoden, sondern hilft auch, eine Belegschaft auszubilden, die in einer zunehmend KI-getriebenen Welt bestehen kann.
Weiter Informationen finden Sie in der folgenden wissenschaftlichen Publikation:
Schulz, T.; Liu, S.; Mädche, A.; Weinhardt, C. (2024). Enhancing AI Education for Business Students through Extended Reality: An Exploratory Study. MuC ’24: Proceedings of Mensch und Computer 2024. Ed.: A. Maedche; M. Beigl, 599–604, Association for Computing Machinery (ACM). doi:10.1145/3670653.3677506