Im Rahmen des gemeinsamen Praxisprojekts mit dem Unternehmen Future Forms sollten menschzentriert innovative Ideen für interaktive Produkte entwickelt werden, die Menschen positiv motivieren sich ökologisch und sozial nachhaltig zu verhalten. Future Forms wollte dies insbesondere auch mit bildender, empowernder und freudvoller Unterhaltung verbinden.
Um Nachhaltigkeit positiv zu motivieren, wurden Erlebniskategorien entwickelt (Krüger und Glöttner, 2024; Link zum Paper):, die eine Auswahl an interaktiven Erlebnissen mit Produkten umfassen, die potenziell zu positiven Erfahrungen führen können. Diese Erlebnisse basieren auf der Erfüllung psychologischer Bedürfnisse Bedürfnismaterialien, da positives Erleben entsteht, wenn diese Bedürfnisse befriedigt werden. Bei der Gestaltung interaktiver Erlebnisse ist es daher entscheidend, diese Bedürfnisse zu berücksichtigen, um eine emotionale und motivierende Nutzererfahrung zu schaffen. Folgende initiale Erlebniskategorien gibt es in Bezug auf die Motivation nachhaltigen Verhaltens (Krüger und Glöttner, 2024)
- I Gemeinschaft und soziale Vernetzung: In Gemeinschaften, die sich aktiv mit Nachhaltigkeit beschäftigen, steigt die Motivation, selbst nachhaltig zu handeln. Der soziale Austausch und die Sichtbarkeit nachhaltiger Handlungsalternativen fördern ein Klima, das positives Verhalten anregt, während das Gefühl der Zugehörigkeit und des Mitmachens zusätzlich motiviert. Des Weiteren können anfängliche Handlungs-Unsicherheiten besprochen werden. Vernetzung verdeutlicht, dass man nicht allein handelt und somit mehr Einfluss auf Nachhaltigkeitsaspekte hat.
- II Erlebbare Veränderungen: Erlebbare Veränderungen in der Natur, wie der Rückgang von Waldbeständen, können Menschen dazu motivieren, nachhaltiger zu leben. Im Gegensatz zu globalen Themen, die zum Teil weit weg scheinen, wie der Gletscherschmelze wird der Verlust von Natur vor der eigenen Haustür unmittelbar erfahrbar. Die Erinnerung an Naturerlebnisse aus der Kindheit oder die Sehnsucht nach unberührter Natur, können den Wunsch unterstützen, aktiv nachhaltig zu handeln. Die Herausforderung besteht darin, diese Veränderungen auch im Alltag bewusst wahrzunehmen.
- III Attraktivität nachhaltigen Handelns: Nachhaltiges Handeln sollte attraktiver als nicht nachhaltiges Handeln gestaltet werden, indem nicht nur negatives Verhalten aufgezeigt, sondern auch Anreize und Belohnungssysteme geschaffen werden. Positive Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit sollten stärker kommuniziert werden, um Menschen zu inspirieren und zu motivieren. Die TeilnehmerInnen gaben an, eher bereit zu sein, sich zu engagieren, wenn sie tatsächliche Veränderungen und Belohnungen für nachhaltiges Verhalten sehen würden.
Basierend auf diesen Kategorien wurden folgende Ideen für interaktive Produkte zur Motivation nachhaltigen Verhaltens entwickelt, die sich wie folgt auf die Kategorien zurückführen lassen:
Idee #1: Die App "Transparenz & Reattachment"
Diese ermöglicht es Verbrauchern, den gesamten Herstellungsprozess von Produkten – wie beispielsweise Kaffee – transparent nachzuvollziehen, von der Saat bis hin zu den Arbeitsbedingungen auf den Plantagen. Durch das Scannen eines QR-Codes auf der Verpackung erhalten NutzerInnen detaillierte Informationen über die Lieferkette, Umweltfaktoren und soziale Aspekte. Die App fördert nicht nur nachhaltige Kaufentscheidungen, sondern schafft auch eine emotionale Rückbindung zu den Ursprungsländern und den Menschen, die hinter den Produkten stehen.
Bei dieser Idee werden hauptsächlich die Kategorien I Gemeinschaft und soziale Vernetzung sowie III Attraktivität nachhaltigen Handelns adressiert.
Idee #2: Die App "FutureSelf: Umwelt & Körper"
Diese App zeigt, wie sich verschiedene Umwelt- und Lebensbedingungen – von Luftverschmutzung bis hin zu Bewegung und klimafreundlichen Lebensräumen – direkt auf den menschlichen Körper auswirken. Durch visuelle Simulationen macht sie sichtbar, welche Auswirkungen positive oder negative Umweltfaktoren auf Haut, Atmung oder die allgemeine Gesundheit haben. So sensibilisiert "FutureSelf: Umwelt & Körper" spielerisch für die langfristigen Folgen des eigenen Handelns und fördert ein bewussteres Umweltverhalten. Bei dieser Idee werden hauptsächlich die Kategorien
II Erlebbare Veränderungen sowie III Attraktivität nachhaltigen Handelns adressiert.
Idee # 3: Ein Populismus-Blocker für Smartphones
Diese dritte Idee wäre eine App oder ein Plugin, das populistische Inhalte in sozialen Medien und Nachrichtenseiten erkennt und filtert. Mithilfe von Algorithmen oder KI könnte es reißerische Sprache, Fake News und manipulative Rhetorik analysieren und NutzerInnen warnen oder alternative Faktenchecks bereitstellen. Solche Tools könnten helfen, Desinformation einzudämmen und eine ausgewogenere Meinungsbildung zu fördern. Bei dieser Idee werden hauptsächlich die Kategorien I Gemeinschaft und soziale Vernetzung sowie III Attraktivität nachhaltigen Handelns adressiert.
Wir hoffen wir konnten Ihnen mit diesem Blogbeitrag Impulse für eine nachhaltigere Zukunft geben. Dabei scheint es vor allem hilfreich, dass wir nicht nur mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Menschen zugehen, sondern eine gewisse Portion Humor bewahren. Oder um es mit den Worten von Marc-Uwe Kling zu sagen:
“Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.”
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