Zeichensprache und Gesten
Oftmals muss nicht einmal verbal kommuniziert werden, um Verbundenheit und nähe über Distanz zu erzeugen. Viele relevante Informationen lassen sich auch über eine Zeichensprache oder freundliche Gesten übermitteln. Durch solche gemeinsamen Aktivitäten und Interaktionen kann das zum Ausdruckbringen von Empfindungen und Bedürfnissen gestärkt werden.
Mit der „Bilderbox“ (Adamow et al., 2015, Die Bilderbox, 2016) zum Beispiel können Gefühle zwischen Kindern und arbeitenden Elternteilen kommuniziert werden. Die Bilderbox verfügt über eine Zeichensprache aus neun Symbolen, die Eltern und Kind gemeinsam festlegen. So wird die Aufmerksamkeit des Elternteils bei der Arbeit nicht komplett auf die Kommunikation mit dem Kind gelenkt und das Kind kann einfach kommunizieren, auch wenn es noch nicht schreiben kann. Die Bilderbox ist zuhause bei den Kindern, wo diese den Status des Elternteils anfordern können. Der Vater oder die Mutter erhält eine Benachrichtigung auf das Smartphone, wo er oder sie ein oder mehrere Symbole in freier Reihenfolge anklicken kann.
Das Konzept „Home2Home“ von Boughton et al. (2012) soll als Kommunikationsportal zwischen Haushalten fungieren, die allesamt zu einer Familie gehören, und das Versenden von kleinen Geschenken einfach gestalten. Basierend auf der Idee des Schenkens und der leichten Interaktion können sich Menschen mit ihrem Zuhause und zwischen mehreren Orten verbunden fühlen. In allen Haushalten befindet sich je ein Tablet, das mit den jeweils anderen verbunden ist. Auf einem Dashboard lassen sich Bilder, Notizen, Audioaufnahmen und Benachrichtigungen anzeigen. Im Notizenbereich kann man eine handschriftliche Nachricht oder eine Zeichnung an ein Familienmitglied im anderen Haushalt verfassen. Mit einem Klick lassen sich diese kleinen Geschenke verpacken und verschicken. Mit der Geste des Schenkens kann man dem Gegenüber zeigen, was man über ihn denkt und wie man ihn findet. Wichtig scheint dabei, zu wissen, von wem ein Geschenk kommt und von wann. Gerade die asynchrone Kommunikation wird so persönlicher und emotionaler.
Fazit aus der Artikelreihe
Die in den drei Artikeln vorgestellten Konzepte zur Förderung von Nähe über Distanz stammen zwar aus dem persönlichen, familiären Kontext und sind auf den ersten Blick auch besser für ebensolche Bereiche geeignet. Dennoch lassen sich verschiedene inspirierende Aspekte aufgreifen und in die Arbeitswelt übersetzen. Grundsätzlich ist es wichtig, Erlebtes mit anderen zu teilen, um einen Austausch anzuregen. Dies muss nicht unbedingt verbal geschehen, sondern kann über verschiedenste Kanäle gezeigt werden. Geht man dabei über das Zeigen von Inhalten hinaus, so erscheint auch der narrative Aspekt, also der des Geschichtenerzählens und gemeinsamen Entdeckens, relevant zu sein. Auch das Dokumentieren von Aktivitäten kann Nähe fördern, da das Erlebte so an Bedeutung für alle Beteiligten gewinnt und die Zeit überdauert.
Autorin: Amelie Bustorff
Quellen und weitere Links
Adamow, W., Beedgen, P., Lenz, E., Schneider, T., Kohler, K., & Hassenzahl, M. (2015). Weit weg und doch nah–zwei Technikkonzepte im Familieneinsatz. In Mensch und Computer 2015 Tagungsband.
Boughton, A., Gopalakrishna, A., Udayashankar, B., & Morgan, A. (2012). Home2Home: a" lightweight" gift-giving portal between homes. In CHI'12 Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems (pp. 1243-1248).
21.07.20