Dass sich die Arbeit in Zukunft mit der Digitalisierung massiv ändert, ist unumstritten. Strittiger ist, ob dies zu massiven Einbußen an Arbeitsplätzen führen wird oder ob die Arbeit anspruchsvoller wird (z.B. durch komplexere Entscheidungen und Planungen) oder verstärkt Routineaufgaben anfallen werden oder aber beides gleichzeitig. Häufig wird hier eine Haltung eingenommen, dass die Digitalisierung in irgendeiner Form von außen kommt und man dann mit den Folgen leben müsse. Dabei ist es tatsächlich so, dass die digitalen Systeme und mit ihnen auch die Arbeit aktiv gestaltet werden.
Wie Gestaltung für positive User Experience in Arbeitskontexten dazu beitragen kann, digitale Arbeit der Zukunft positiv zu entwerfen, erläuterte Prof. Dr. Michael Burmester (Konsortialleiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability) in drei Vorträgen der Veranstaltungen:
- HMI - Human Machine Interface am 15. Mai 2018 im Novum Businesscenter Würzburg (veranstaltet von bayern innovativ),
- UIG-Tagung zum Thema UUX + Industrie 4.0 am 3. Juli 2018 im Schloss Mannheim der Universität Mannheim (veranstaltet von Usability in Germany UIG),
- Chancen der Digitalisierung nutzen am 19. Juli 2018 an der Hochschule der Medien Stuttgart (veranstaltet von der Hochschule der Medien und der IHK Region Stuttgart).
Bei positiver User Experience geht es darum, dass die Nutzung von digitalen Systemen positiv erlebt wird. Es ist ein Missverständnis, dass die Nutzung von Technologie schon zu positiven Erlebnissen führt, wenn nur dafür gesorgt wird, dass diese leicht zu erlernen und intuitiv zu nutzen ist. Mit besserer Usability werden lediglich negative emotionale Reaktionen, wie Stress, Ärger, Angst etc. reduziert. Es entstehen nicht automatisch positive Erlebnisse. Dies erfordert eine Gestaltung zur Erfüllung psychologischer Bedürfnisse (siehe auch: Positive User Experience).
Gerade für Arbeitskontexte wurden positive Erlebniskategorien entwickelt, die typische positive emotionale Erlebnisse bei der Arbeit zusammenfassen. So stellen sich z.B. positive Erlebnisse ein, wenn eine Arbeitsgruppe sich bewusstwerden kann, dass Sie gemeinsam an einem Ziel arbeiten und dieses Schritt für Schritt erreichen (Erlebniskategorie „gemeinsam etwas schaffen“). Wie wird nun so ein Ansatz zu einer Chance für die digitale Arbeit der Zukunft? Dies lässt am besten an einem Beispiel verdeutlichen (Laib et al., 2018). Bei der Arbeit mit Dokumentenmanagementsystemen entstehen oft für kurze Zeit virtuelle Arbeitsgruppen zur Bearbeitung eines Dokumentes, wie z.B. bei einer Rechnung, die in das Unternehmen kommt, dann von einer Person geprüft, von einer weiteren bezahlt und von einer dritten archiviert wird. Den Beteiligten kann über ein System verdeutlich werden, dass sie gemeinsam an diesem Vorgang arbeiten, indem die Beteiligten, das gemeinsame Ziel und die erreichten Ergebnisse präsentiert werden.
Gespräche mit sehr unterschiedlichen mittelständischen Unternehmen im Nachgang der Vorträge zeigen ein sehr hohes Interesse an dieser Art der Gestaltung für eine positive Vision der Zukunft der Arbeit. Den Veranstaltungen folgte eine Reihe von ersten Gesprächen zur Thematik und Pilotprojekten.
Die Chancen positiver User Experience für eine erfolgreiche Gestaltung der Arbeit der Zukunft wird in weiteren Veranstaltungen vorgesetzt. So findet vom 24. bis 28 September 2018 die Themenwoche „100 Stunden Morgen“ der IHK Region Stuttgart statt, bei der es um die digitale Zukunft und Innovation im Mittelstand geht. Am Donnerstag den 27.09.2018 ist das Mittelstand 4.0-Konpetenzzentrum Usability mit zwei Vorträgen und einem Stand vertreten und wird die Bedeutung von positiver User Experience für Innovation und Zukunft der Arbeit erläutern.
Weiterführende Links:
13.08.18