Hintergrund
Das Berliner Startup By The Ways hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine App zu entwickeln, die das Planen von Roadtrips neu erfindet. Diese App ermöglicht es in Echtzeit neben touristischen Hotspots auch abgelegene Insidertipps zu finden. Hierfür können die BeifahrerInnen während der Fahrt im Lookout Modus der App einen sogenannten Point of Interest (POI) entlang der Route aussuchen und via Export zu Google Maps oder Apple Karten dorthin navigiert werden. Informationen wie die Dauer und Entfernung des POI oder eine kurze Beschreibung des POI helfen, sich für einen interessanten Stopp entlang der eigentlichen Strecke zu entscheiden. Um das neu bespielte Interface der App hinsichtlich Usability zu evaluieren, wurden Usability Tests durchgeführt.
Ziel des Pilotprojekts
In einem ersten Austausch zwischen der Projektgruppe und By The Ways wurde zunächst der aktuelle Stand der App besprochen, sowie die nächsten Schritte geplant. Darauf aufbauend wurde die Zielsetzung und Fragestellung formuliert.
Zum Startpunkt des Projektes befand sich das neue Feature der App, der sogenannte “Lookout Modus” gerade im Aufbau. In einer ersten Testung durch By The Ways stellte sich heraus, dass es in dem Livemodus nicht einfach ist, sich während der Fahrt für ein Ziel zu entscheiden, da man sich in Bewegung befindet und so gegebenenfalls POIs verpassen und daran vorbeifahren kann. Es bestand daher der Wunsch, herauszufinden, wie die Entscheidung für einen POI während der Fahrt unter Benutzung des Lookout-Modus abläuft und welche Probleme sich dabei ergeben. Hieraus wurde eine spezifische Zielsetzung abgeleitet, in welcher der Entscheidungsprozess im Lookout-Modus analysiert werden sollte. Dabei sollte untersucht werden, welche Herausforderungen sich für die Nutzenden im Entscheidungsprozess bei der Benutzung des Lookout-Modus ergeben. Dieser Entscheidungsprozess wurde als die Phase zwischen dem Start der App und dem Export eines im Lookout Modus der App ausgewählten Point of Interest zu einem gewählten Kartendienstleister definiert.
Methoden
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine Feldstudie geplant und getestet. Die Versuchspersonen sollten dabei als BeifahrerInnen im Auto während einer Realfahrt die App By The Ways bedienen. Hierbei wurde die Methode des Lauten Denkens verwendet.
Um die Ergebnisse möglichst vergleichbar machen zu können, wurde hierfür ein Szenario aufgestellt, in welches sich die Teilnehmenden gemeinsam mit dem Fahrer und der Versuchsleitung einfinden sollten. Auf Basis dieses Szenarios sollten die Versuchsteilnehmenden die vorgegebenen Prüfaufgaben zur Entscheidungsfindung für einen POI im Lookout Modus lösen. Im Anschluss an diese Aufgabe konnten die ProbandInnen im Rahmen einer Nachbefragung noch tiefer auf ihre erlebten Herausforderungen und Erwartungen im Entscheidungsprozess eingehen. Die Erhebungen wurden per Video und Screen Recording aufgezeichnet.
Zur Auswertung wurde eine Best Practice Routine der richtigen Handlungsschritte aufgestellt. Abweichungen davon wurden in Anlehnung an den Instant Usability Report ausgewertet und in die vier Kategorien 1) Probleme/Fehler 2) Erwartungen 3) zielführendes Verhalten/positive Äußerungen und 4) technische Fehlfunktionen unterteilt. Hierfür wurden die Videos zunächst transkribiert und dann analysiert.
Ergebnisse
Aus den vom Best Practice abweichenden Handlungsschritten der Versuchsteilnehmenden haben sich verschiedene Probleme und Herausforderungen im Entscheidungsprozess bei der Verwendung des Lookout Modus der App By The Ways ergeben.
Zu Beginn sollten die Versuchspersonen den Lookout Modus innerhalb der App finden, wobei sich bereits erste Schwierigkeiten ergaben. Neben technischen Fehlfunktionen, wie dem Abstürzen der App und einem Start der App in einem falschen Modus, haben die Teilnehmenden den Lookout Modus nicht gefunden oder die Funktion nicht beachtet. Dies führte dazu, dass diese Personen sich auch in den folgenden Schritten weiter fälschlicherweise im Planungsmodus befanden.
Darüber hinaus konnten weitere Schwierigkeiten im Umgang mit der App identifiziert werden, die auch in der Nachbefragung noch einmal bestärkt wurden. Dabei wurde vor allem auf die missverständliche Scrollrichtung, unklaren Wording und das Fehlen einer Karte im Lookout Modus eingegangen. Die Versuchspersonen beschrieben eine allgemeine Überforderung mit der App. Das lag unter anderem daran, dass sie sich innerhalb der App schwierig orientieren konnten und die App an einigen Stellen überladen auf die Befragten wirkte. Dennoch waren alle ProbandInnen gewillt, die App zukünftig wieder zu verwenden.