Technologien zur Kollaboration und Zusammenarbeit sind zentral für die Wirtschaft. Ohne Werkzeuge wie Zoom, Microsoft Teams, oder eine Dropbox wäre es nicht möglich gewesen den Herausforderungen der Corona-Krise zu begegnen. Die intensive Nutzung dieser Werkzeuge hat jedoch neben der positiven Seite, dass sie wirtschaftliche und soziale Prozesse überhaupt erst möglich gemacht hat, auch negative Auswirkung auf den Menschen gehabt. Zum Beispiel lösen die starke Nutzung von Video-Kommunikationstools (bspw. Zoom oder MS Teams) einen Ermüdungszustand aus (die Fatigue). Gleichzeitig haben wir unsere Kolleg:innen deutlich seltener gesehen, was erwiesenermaßen zu Einsamkeit und in manchen Fällen zu Krankheiten wie Depression geführt hat. Gerade für mittelständische und kleine Unternehmen ist das eine Gefahr, wenn Mitarbeiter:innen sich nicht mehr wohlfühlen und das Unternehmen möglichweise verlassen, oder sogar erkranken und nicht mehr zur Arbeit erscheinen können.
Aus diesem Grund ist es wichtig, nicht nur die funktionalen Effekte von Werkzeugen zur Zusammenarbeit strukturiert aufzubereiten, sondern auch die psychischen Einflüsse auf die Nutzer:innen im Zuge einer menschzentrierten Betrachtung, wie sie das Kompetenzzentrum Usability vorlebt, zu erfassen und aufzuzeigen. Nur so können mittelständische Unternehmen die Gefahren erkennen, die aus Nutzungsszenarien von Kollaborationswerkzeugen hervorgehen, entsprechend reagieren, und bei der Auswahl der Werkzeuge zur Zusammenarbeit die richtigen Konsequenzen ziehen.
Um das zu ermöglichen, wurde im Kompetenzzentrum Usability das Framework CAUTI entwickelt, das die psychischen Einflüsse auf die Nutzer:innen einordnet. In diesem Artikel wollen wir einen ersten Überblick über das Framework geben. Es steht für kognitiv-affektive Nutzerzustände von Teams und Individuen. CAUTI ordnet unterteilt die Einflüsse auf den Nutzer nach dem aus der Forschung stammenden Input-Mediator-Output-Input Model, kurz IMOI Modell, ein (Siehe dazu Abbildung 1). Werkzeuge zur Zusammenarbeit sind dabei Einflussfaktoren auf den Menschen. Diese wiederum bewirken einen Effekt in den Mediatoren. Diese Mediatoren repräsentieren die kognitiven und affektiven Zustände des Menschen. Sie bilden das zentrale Element von CAUTI. Nach bestehendem Kenntnisstand gibt es in der Nutzer:in kognitive und affektive Prozesse und Zustände. Kognitive Zustände bezeichnet die Verarbeitung und Speicherung von Inhalten und Informationen. Beispiele für kognitive Zustände sind die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses, der kognitive Aufwand oder auch mentale Modelle. Affektive Zustände wiederum beschreiben emotionale Zustände und Prozesse. Beispiele für affektive Prozesse sind affektive Bewertungsprozesse wie Angst oder frei-fließende Zustände wie Stimmungen. Ausgehend von diesen Mediatoren werden die Nutzungserfahrung wie Zufriedenheit, Performance bei bestimmten Aufgaben, und das Verhalten der Nutzer:innen bestimmt, die Outputs. Diese wiederum bestimmen die Nutzung des Werkzeugs zur Zusammenarbeit, also eine Ablehnung oder vertiefte Nutzung, eine Anpassung des Interfaces, oder des Verhaltens zur Zusammenarbeit. Damit hat die Entwicklung der Mediatoren, der kognitiven und affektiven Zustände, einen nachhaltigen Einfluss auf das Nutzungsverhalten der Werkzeuge zur Zusammenarbeit und damit den Unternehmenserfolg von mittelständischen Unternehmen.
In den nächsten Wochen werden wir die einzelnen Komponenten nach und nach vorstellen. Zudem wird das Framework CAUTI als Positionspapier in Kürze über die Website des Kompetenzzentrums Usability veröffentlicht werden.
06.12.21