1
2
3
4
5
6

In Kooperation mit der Firma „Beglau Wärmepumpen GmbH“ wurden ein Usability-Test und die Methode Value Card Sorting zur Analyse der firmeninternen Smart Home Webapp durchgeführt, um die steuerbare Heizkurve zu verbessern. Ziel war es, durch die Analyse von Usability-Herausforderungen und die Integration der von Friedman definierten 13 Werte die Nutzendenzufriedenheit sowie die Qualität der App hinsichtlich Effektivität, Intuition und Steuerbarkeit zu erhöhen.

Hintergrund
Die Basis für die Herangehensweise an die Untersuchung stellt der Ansatz des menschzentrierten Designs und der werteorientierte Gestaltungsprozess dar. Beide Konstrukte werden ausführlich in den verlinkten Blogbeiträgen auf unserer Website beschrieben, ein Vergleich der beiden Konstrukte ist hier ebenfalls nachzulesen.

Die Firma Beglau, ein familiengeführtes Unternehmen wurde 1985 gegründet. Die Vision: mit fortschreitender Technologie nachhaltiges Heizen zu ermöglichen. Mithilfe ihrer Wärmepumpe ist das Heizen ohne fossile Brennstoffe möglich und kann somit für eine emissionsfreie Zukunft sorgen. Im Rahmen dieses Praxismoduls, die Untersuchung der steuerbaren Heizkurve über die firmeneigene Smart Home App, wurde die Firma um den Kooperationspartner „Mittelstand Digital - Zentrum Fokus Mensch“ erweitert.

Methode
Insgesamt 7 Personen waren Teil der Untersuchung zur steuerbaren Klimakurve der Smart Home Webapp. Die Teilnahmevoraussetzung war der Besitz der Heizung/Wärmepumpe der Firma Beglau und die Nutzung der zu untersuchende App seit mindestens einem halben Jahr.
Mithilfe der App kann die Temperatur individuell für jedes Zimmer der Wohnung gesteuert und angepasst werden. Für die Erhebung wurde einerseits ein Usability Test durchgeführt, zum anderen wurde das Value Card Sorting angewendet [4]. Beiden Teilen folgt ein kurzes Interview.
Der Usability Test beinhaltet das Absolvieren unterschiedlicher Anweisungen mithilfe der App, wobei die Anweisungen in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad variieren. Die Teilnehmenden wurden dazu aufgefordert bestimmte Einstellungen in der App vorzunehmen oder zu bestimmten Menüeinstellungen zu navigieren. Während des Usability Tests, wurde die Test-Methode "lautes Denken" [Verlinkung] verwendet, um die Absichten und das Verhalten der Nutzenden zu analysieren.
Das Ziel der zweiten Aufgabe, das Value Card Sorting, bestand darin, die Relevanz der 13 Werte der Nutzenden in Erfahrung zu bringen und diese später in eine Reihenfolge zu bringen. Die Werte wurden auf 13 Karten visualisiert. Diese Wertekarten wurden von dem Kompetenzzentrum entwickelt und basieren auf den Werten nach Friedman und Kollegen (2003,2008). Die Versuchspersonen sollten die einzelnen Werte in 5 Kategorien einordnen. Die Abstufen der Kategorien erstrecken sich von „unwichtig“ bis „sehr wichtig“.

Ergebnisse
Sowohl die beiden Untersuchungen während des Usability Tests und des Value Card Sorting als auch die abschließenden Interviews liefern Ergebnisse, die dazu genutzt werden können die App zu optimieren und zu gestalten, sowie diese für eine vielfältigere Nutzendengruppe zugänglich und verständlich zu machen. Lösungsvorschläge für verbesserte App-Funktionen oder die Benutzbarkeit wurden vor allem durch die Aussagen der Interviews und der Erkenntnisse aus dem Value Card Sorting generiert.

Die Erkenntnisse aus dem Usability Test deuten vor allem auf Verständnisprobleme hinsichtlich der Funktionen von verschiedenen Anwendungen in der App hin. Durch diese Verständnisprobleme, konnten bestimmte Anweisungen nicht oder nur teilweise ausgeführt werden. Die unzureichende Bearbeitung der Aufgaben ergänzt die Ergebnisse aus dem Value Card Sorting:
Ein konkretes Beispiel einer Aufgabe des Usability Test „Passen Sie die Voreinstellung der Heizkurve an eine schwache Dämmung an.“, führte die Teilnehmenden vor unterschiedliche Herausforderungen. Auf der Benutzeroberfläche der App sind verschiedene Einstellungsmöglichkeiten für die gestellten Aufgaben visualisiert, welche teilweise durch die Art der Darstellung eine vollständige Lösung der gestellten Aufgaben verhinderten. Dies spiegelt sich zusätzlich in dem Value Card Sorting wider: „Autonomie“ wird von den Teilnehmenden als wichtigster Wert im Zusammenhang mit der Smart Home Webapp wahrgenommen. „Ich finde es erstmal wichtig, dass ich selbstständig diese App nutzen kann, ohne immer wieder bei der Firma um Hilfe zu bitten.“, so ein Teilnehmender der Untersuchung.  Dies verdeutlicht einmal mehr die Notwenigkeit für eine Optimierung der Funktionen der App.

Das Zusammenspiel der beiden Ergebnisse, Usability Test und Value Card Sorting, gibt Anhaltspunkte für eine optimierte Gestaltung der App. Die Gestaltungsvorschläge können konkret auf auftretende Probleme, Werte und Bedürfnisse angepasst werden.

Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke darüber, wie Nutzende die Heizkurvenfunktion nutzen und wahrnehmen. Sie liefern ein Potential Optimierungsmöglichkeiten für die App-Gestaltung zu erstellen. Außerdem zeigt sich in diesem Praxisbeispiel die besondere Bedeutung der Wertschöpfung aus Nutzendenerfahrungen für Unternehmen und ihre Produkte, sowie die Berücksichtigung von menschzentrierten und werteorientierten Gestaltungsansätzen in Unternehmen.

Testimonial:

Unsere Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz und den Studentinnen war für Beglau Wärmepumpen äußerst wertvoll. Durch die Usability-Tests und Empfehlungen konnten wir unsere Webapp signifikant verbessern.

Das Projekt hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Werte und Bedürfnisse der Nutzenden in unsere Technologie zu integrieren. Für uns als KMU ist es entscheidend, dass unsere Produkte nutzerfreundlich und bedarfsgerecht sind. Die werteorientierte Gestaltung hilft uns, schlanke Prozesse zu bewahren und gleichzeitig alle wichtigen Details im Blick zu behalten.

Die Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz war professionell und inspirierend. Wir empfehlen diesen Ansatz auch anderen KMUs und danken Frau Hoth und ihrem Team für die großartige Unterstützung.

Björn Beglau, Leiter Kundenberatung und Produktentwicklung

 

Quellen

[1] Friedman, B., & Kahn, P. H., Jr. (2003). Human values, ethics, and design. In J. A. Jacko & A. Sears (Eds.), The Human-Computer Interaction Handbook: Fundamentals, Evolving Technologies, and Emerging Applications (pp. 1177–1201). (Rev. ed. 2008). Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum.

[2] Friedman, B., & Kahn Jr, P. H. (2007). Human values, ethics, and design. In The human-computer interaction handbook (pp. 1267-1292). CRC press.

[3] Beglau- Beglau Wärmepumpen. https://www.beglau.de/erfahrungen/beglau (Abgerufen am 24.05.2024)

[4] Hoth, V. (2023). Value Cards für die Software-Entwicklung. https://www.digitalzentrum-fokus-mensch.de/kos/WNetz?art=News.show&id=2418 (Abgerufen am 18.06.2024)

 


20.06.24

Weitere Informationen

Kontakt


1
2
3
4
5
6
 
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung der Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.