Die diesjährige UIG-Tagung stand unter dem Motto „Mensch und KI“ und fand erstmals am KIT in Karlsruhe statt. Ebenso war es ein Jubiläum für das Event: seit 10 Jahren findet die UIG-Tagung nun statt! In diesem Jahr erstmals in einem zweitägigen Format mit einem Konferenztag am 5. September und einem Workshoptag am 6. September zur Vertiefung wichtiger Fragstellungen. Mit rund 180 Teilnehmenden über die zwei Tage verteilt, war die Veranstaltung nicht nur gut besucht, sondern auch geprägt von intensiven Diskussionen und einem offenen Austausch über die Chancen und Herausforderungen von KI.
Ein zentrales Thema, das sich durch den Konferenztag am 5. September zog, war die Rolle des Menschen im Kontext von KI. Schon zu Beginn betonte Prof. Dr. Alexander Mädche, dass der Mensch immer im Mittelpunkt stehen müsse, wenn es um den Einsatz von KI geht. Diese Überlegung stand auch in den folgenden Vorträgen des Tages immer wieder im Mittelpunkt und wurde auch in den Fragerunden immer wieder diskutiert.
Neue Perspektiven auf KI und Arbeitswelt
Der erste Vortrag des Tages von Chris Sattel (netzstrategen), zeigte auf, wie KI helfen kann, starre Unternehmensstrukturen aufzubrechen und neue Rollen zu schaffen. Dabei wurde deutlich, dass KI Generalisten benötigt, die verschiedene Aufgaben koordinieren und orchestrieren können – eine spannende Abkehr vom traditionellen Spezialistentum. Diese neue Rolle als „kreativer Generalist“ wurde von vielen Teilnehmenden als Chance begrüßt, die ihre Arbeit flexibler und dynamischer machen könnte.
Dr. Jan Seiferts (UID) Vortrag zur Zukunft des UX-Designs zeigte eindrücklich, wie KI Routineaufgaben übernehmen kann, während der Mensch sich auf kreative und komplexe Tätigkeiten konzentriert. Diese neue Arbeitsverteilung eröffnet viel Raum für Innovation, aber auch für Diskussionen: Wie gehen wir damit um, wenn KI zunehmend mehr Aufgaben übernimmt, die bisher von Menschen erledigt wurden?
KI im Alltag und im Gesundheitswesen
Besonders inspirierend war der Vortrag von Maria-Liisa Bruckert von IQONIC.AI, die den Einsatz von KI im Gesundheitswesen beleuchtete. Sie machte klar, dass KI zwar enorme Effizienzgewinne bringen kann, der Fokus aber immer auf dem konkreten Nutzen für den Menschen liegen muss. Ein interessanter Gedanke hierbei war, dass der Einsatz von KI nicht nur die reine Automatisierung von Prozessen bezwecken sollte – es geht darum, echte Mehrwerte zu schaffen, die den Alltag von PatientInnen und ÄrztInnen spürbar verbessern.
Kritische Reflexionen und ethische Verantwortung
Nicht nur die Chancen von KI, sondern auch die Herausforderungen wurden während der Tagung intensiv diskutiert. Thorsten Jonas vom SUX-Netzwerk gab in seinem Vortrag eine kritische Perspektive auf die Nachhaltigkeit und den Ressourcenverbrauch von KI. Er mahnte, dass wir die ethischen Aspekte des KI-Einsatzes immer im Blick behalten müssen. Besonders humorvoll und inspirierend war auch der Vortrag von Thomas Immich, der sich mit der Frage beschäftigte, inwiefern Persona-Agenten als „Empathie-Verstärker“ fungieren können und dürfen. Ein Highlight des Konferenztages war sicherlich die LIve-Zuschaltung von Prof. Ben Shneiderman aus Kanada, der in einem inspirierenden Vortrag über die Chancen und Risiken von KI sprachen. Auch das Thema „KI und Kreativität“ wurde kontrovers diskutiert: Während KI beeindruckende Ergebnisse liefern kann, bleibt die echte kreative Schöpfungskraft doch dem Menschen vorbehalten. KI kann uns unterstützen, aber sie wird uns nicht ersetzen.
Praktische Anwendung von KI
In den Workshops der Tagung bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, KI-Tools direkt auszuprobieren. So zum Beispiel unter anderem in dem Simone Damms Workshop „Faster, better, stronger – UX mit KI“. Hier gab es einen praxisnahen Einblick, wie KI zur Optimierung von User Experience eingesetzt werden kann. Die Teilnehmenden entwickelten eigene Prompts und testeten diese an praktischen Beispielen – eine spannende Erfahrung, die viele Teilnehmende in ihre eigene Arbeit integrieren wollen.
Fazit der Veranstaltung
Die UIG-Tagung 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, dass KI unser Arbeitsleben tiefgreifend verändern wird – aber nicht auf Kosten des Menschen, sondern in Zusammenarbeit mit dem Menschen. Die Teilnehmenden konnten viele neue Ideen und Impulse mitnehmen, wie KI sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt werden kann. Der Tenor der Veranstaltung wurde durch die Vorträge sowie Diskussionen schnell deutlich: KI ist kein Allheilmittel, aber ein mächtiges Werkzeug, das, wenn es richtig eingesetzt wird, unseren Arbeitsalltag und unsere Gesellschaft bereichern kann.
Mit einer lockeren Atmosphäre, spannenden Diskussionen und einer guten Mischung aus Vorträgen und Workshops präsentierte sich die Jubiläums-Ausgabe der UIG-Tagung am KIT und klang mit intensiven Gesprächen zu Musik und Kaltgetränken vor den Türen des Engler-Bunte-Instituts in Karlsruhe aus.
11.09.24