Das Mittelstand-Digital Zentrum „Fokus Mensch“ hat nicht nur den Auftrag, kleine und mittelständische Unternehmen über menschzentriert gestaltete Technologie zu informieren und dafür zu sensibilisieren, sondern auch ganz konkret weiterzuqualifizieren und weiterzuhelfen. Dies beinhaltet auch gemeinsame Praxisprojekte mit eigenen Produkten und Fragestellungen durchzuführen.
So untersuchte die Professur für Allgemeine Psychologie und Human Factors der TU Chemnitz im vergangenen Halbjahr einen Prototyp der MINcom Smart Solutions GmbH. Konkret ging es um einzelne Bereiche einer mobilen App, bei der Ideen zur Überarbeitung und Erweiterung (Gamification) der Nutzerinteraktion gewünscht waren. Die App soll Prosumenten – Privatpersonen oder Unternehmen, die mit anderen in eine Erzeugungsanlage für erneuerbare Energie investiert haben und ihre Rückzahlung in Form von verbilligter Energie erhalten:
- Unterstützen, Vorhersagen über die eigene Stromproduktion zu treffen und finanzielle Einblicke zu erhalten.
- Mithilfe von Echtzeitdaten motivieren, den Energieverbrauch auf die Spitzenzeiten der erneuerbaren Energien zu verlagern, um Kosten zu senken.
- Unterstützen, die finanziellen Erträge aus dem Verkauf überschüssiger Energie zu maximieren.
Anhand dieser Ziele wurden zunächst unterschiedliche Aufgaben für zwei verschiedene Interaktionsstränge definiert:
- Die Prognose für zukünftige Verbrauchsplanung, d.h. wie gehen Nutzende der App vor, wenn sie den optimalen Zeitpunkt für den Energieverbrauch bestimmen wollen, z.B. zum Laden eines Elektrofahrzeugs.
- Die Überprüfung und Optimierung der Einsparungen, d.h. wie gehen sie vor, wenn sie ihre Einsparungen aus z.B. ihrer Photovoltaik-Anlage überprüfen und verbessern wollen.
In einem Semesterprojekt untersuchten zwei Gruppen von Studierenden in Begleitung des Mittelstand-Digitalzentrums „Fokus Mensch“ den MINcom Smart Solutions Prototyp mit qualitativen und quantitativen Methoden. Die Zielgruppen der App mit mehr und weniger Erfahrungshintergrund wurden gebeten während der Interaktion laut zu denken. Danach evaluierten sie den Prototyp mittels etablierter Fragebögen und beantworteten in einem semi-strukturierten Interviews offene Fragen.
Mit der Untersuchung konnten herausfordernde Bereiche für die Nutzerinteraktion identifiziert werden. Hier wurden neue Gestaltungsvorschläge und Funktionen ausgearbeitet. Zum Beispiel wurde:
- Die Hauptmenüleiste dauerhaft eingeblendet, um die Interaktion effizienter zu gestalten.
- Graphen wurden farblich gekennzeichnet, um Empfehlungen für optimale Verbrauchszeiten hervorzugeben.
- Varianten für Zeiteinstellungsoptionen in der App wurden ergänzt, um die Effektivität und Effizienz der Interaktion zu erhöhen.
Die alte und neue Version der App wurden anschließend erneut mit qualitativen und quantitativen Methoden verglichen. Das Feedback zu den Gestaltungsvorschlägen fiel durchgehend positiv aus. Auch MINcom Smart Solutions Geschäftsführer Dr. Thomas Anton Goeller äußert sich dazu:
„Bei der Entwicklung einer App, die Nutzern mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund komplexe Zusammenhänge vermitteln will, werden Entwicklung und sogar UX-Designer irgendwann betriebsblind. Allgemeine User-Befragungen gehen oft nicht in die Tiefe, weil die Befragten wenig Bezug zum Thema haben. Hier haben uns das strukturierte Vorgehen und die intensive Beschäftigung des Mittelstand-Digital Zentrums ‚Fokus Mensch‘, die Erfahrung der Mitarbeiter*innen am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Human Factors und die motivierten Student*innen sehr geholfen, die App besser zu machen.“
Der App Prototyp wird auf Basis der Ergebnisse und Vorschläge aus dem Praxisprojekt nun weiter ausgearbeitet (siehe Screenshots). Anfang des neuen Jahres soll die fertige App zum Einsatz kommen.
Es hat uns viel Freude bereitet die MINcom Smart Solutions GmbH auf dem Weg einer nachhaltigen Produktentwicklung begleitet zu haben. Wenn auch Sie vor einer ähnlichen Herausforderung stehen, kommen Sie gern auf uns zu und wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg.
27.11.24