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Dieses Jahr war das Mittelstand-Digital Zentrum Fokus Mensch durch die Professur für Soziologie, insb. Digitale Sozialwissenschaft, der Universität Hamburg auf dem 70. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaften (GFA) vertreten. Passend zur thematischen Ausrichtung beteiligte sich Thore Kugolowski mit einem Beitrag zum Thema Menschenbilder: Behinderung, digitale Assistenzsysteme und Inklusion an dem Kongress. Im Anschluss entwickelte sich eine spannende Diskussion und ein gelungener Austausch zwischen den Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis sowie dem Referenten. Im Folgenden erfahren Sie mehr über den Kongress und den Beitrag.

Vom 6. bis zum 8. März fand in Stuttgart der GfA-Frühjahrskongress unter dem Motto Arbeitswissenschaften in-the-loopstatt. Der Kongress setzte den Schwerpunkt auf integrative und praxisorientierte Ansätze in der Arbeitsforschung: Herausforderungen für die Arbeitsgesellschaft, beispielsweise der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, sollen mit den Zielen der Humanisierung und Nachhaltigkeit verbunden und frühzeitig erkannt werden. Zur Bewältigung dieser Aufgabe gilt es, lösungsorientierte Ansätze zu entwickeln, die bestärkende Formen der Interaktion zwischen Mensch und Maschine fördern. Diese Ansätze sollen im Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft direkt in den Betrieben gemeinsam mit den Mitarbeitenden bewertet und umgesetzt werden. Als Voraussetzung zur Erreichung dieser Ziele stellen sich im Vorfeld zahlreiche Forschungsfragen, deren konzeptionellen und methodischen Vorgehen auf dem Kongress diskutiert wurden.

Vortrag: Menschenbilder: Behinderung, digitale Assistenzsysteme und Inklusion
Menschen mit Behinderung sind überdurchschnittlich stark von digitaler und sozialer Ausgrenzung betroffen, während die digitale Teilhabe in allen Lebens- und Arbeitsbereichen zunehmend an grundlegender Bedeutung gewinnt. Digitale Assistenzsysteme und ihre Hersteller haben das Potenzial, die Inklusion dieser Menschen maßgeblich zu fördern. Entscheidend ist dabei, welches Menschenbild die Hersteller von Behinderung haben und wie sie dieses in die Entwicklung ihrer Produkte einfließen lassen. Hersteller wie beispielsweise HumanelektronikTalkTools und Munevo entwickeln ihre Produkte in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen. Durch den kontinuierlichen Kontakt zu Menschen mit Behinderung und dem damit verbundenen Perspektivwechsel haben die Hersteller einen Wissenswandel vollzogen und diesen in der Produktentwicklung umgesetzt. Es zeigt sich, dass Selbstbestimmung und Teilhabe gegenwärtig Schlüsselkonzepte im Inklusionsverständnis der Hersteller sind.

Eine Frage der Perspektive?
Nach dem Vortrag entwickelte sich im Plenum eine spannende Diskussion darüber, wie die Arbeitswissenschaften aufkommende Herausforderungen angehen können und welche Perspektiven dabei gewinnbringend einzusetzen sind. Traditionell liegt der Fokus der Arbeitswissenschaften häufig auf den Produkten, während eine menschenzentrierte Perspektive bislang wenig etabliert ist. Dabei sollte im Forschungsfeld der Arbeitsgesellschaft nicht nur die Betrachtung der Produkte im Vordergrund stehen, sondern auch die Menschen stärker in den Fokus rücken, für die diese Produkte konzipiert wurden.

Analog zur Diskussion über die Perspektiven der Arbeitswissenschaften lässt sich auch die Perspektive von Unternehmen auf ihre Kundschaft betrachten. In der Untersuchung der Hersteller digitaler Assistenzsysteme zeigte sich, dass jene Unternehmen tendenziell erfolgreicher am Markt etabliert waren, die die Perspektive von Menschen mit Behinderungen stärker einbezogen hatten. Ein Perspektivwechsel, der sich aus dem individuellen Austausch mit den Nutzenden ergibt, kann wertvolle Erkenntnisse liefern, die bei standardisierten Befragungen oder einer rein produktzentrierten Entwicklung oft verborgen bleiben.

04.04.24

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