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Erkenntnisse der Gender- und Diversity-Studien können einen wertvollen Mehrwert in der Arbeits- und Produktgestaltung Ihres Unternehmens darstellen. Im ersten Teil unseres mehrteiligen Artikels stellen wir dazu das Gender Extended Research and Development -Modell vor.

Menschenzentrierte Entwicklungsprozesse diverser zu gestaltet werden, ist keine absolute Neuheit. Bereits seit den 1970er Jahre gibt es unterschiedliche kooperative und partizipative Gestaltungsansätze um eine größere Akzeptanz zu ermöglichen und die breite Teilhabe von Nutzer:innen zu betonen [1]. Die Ansätze bezogen sich zunächst auf die Softwaregestaltung, ab den 1990er-Jahren wurde dieser Ansatz mit der Forschungsrichtung „Design for All“ auf die Informationstechnologien ausgeweitet [2]. Denn die Erweiterung der eigenen Arbeits- und Produktgestaltung mit Gender- und Diversitätsansätzen, bietet die Chance die menschliche Vielfalt, unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte und Wissensressourcen einzubeziehen, zu erfassen [2] und zu berücksichtigen.

In diesem Beitrag beleuchten wir die Bedeutung einer diversen Arbeits- und Produktgestaltung für Unternehmen mit dem Ziel einer Produktentwicklung, -verbesserung oder -vermarktung, für Dienstleistungsunternehmen oder Forschungseinrichtungen. Dieser erste Artikel stellt das Reflexionsmodell GERD (Gender Extended Research and Development) vor [2]. Im zweiten Teil wird der Ablauf des GERD-Modells ausführlicher behandelt.

Die grundlegende Idee des GERD-Modells ist es, Erkenntnisse aus Gender und Diversity Studien in die Arbeits- und Produktgestaltung zu integrieren. Forscher:innen oder Entwickler:innen sollen bereits in der Planung oder -bearbeitung ermutigt werden diese einzubeziehen [2].

Gender und Diversity Studies folgen einer wissenschaftlichen Disziplin, welche über die Untersuchung einzelner Menschen oder Gruppen hinausgeht und die Verschaltung individueller, struktureller und symbolischer Ebenen in verschiedenen Bereichen untersucht [3]. Unter dem Begriff Diversität, oder vereinfacht Vielfalt, werden – ähnlich wie bei einem Eisberg - sowohl sichtbare, als auch unsichtbare Merkmale zusammengefasst. Merkmale wie beispielsweise Alter, Geschlecht oder Ethnie sind erkennbar. Andere personenbezogene Merkmale unsichtbar, wie bspw. Werte, Sprache, Kompetenzen, Charakterzüge oder die Arbeitsweise von Personen. Zur Veranschaulichung dieser Eisberganalogie dient Abbildung 1, in der auszugsweise Merkmale dargestellt sind.

Abb.1: Diversität als Eisberg; modelliert (nach Hucke, 2017)

Ein (Arbeits-)Umfeld mit vielen Unterschieden in den Merkmalen von Arbeitnehmer:innen wird als bereichernd angesehen [4]. Eine hohe Heterogenität, geht mit vielfältigeren und interdisziplinären Perspektiven einher. Dadurch kann in einer Entwicklung auch eine bessere Anpassung an die vielfältigen Bedürfnisse der Nutzer:innen und deren Einsatzkontext vorgenommen werden. Zudem kann der Verzerrung von Daten durch Algorithmen oder eine fehlende Kontrolle über algorithmische Entscheidungen vorgebeugt werden. Viele potentielle Diskriminierungsrisiken können somit minimiert und ein breiteres Nutzendenspektrum angesprochen werden [1].

Die Wertschöpfung, die mithilfe vielfältigeren Perspektiven gewonnen werden kann, sollte Ziel eines jeden Unternehmens sein. Aber für den Forschungsbereich heißt es in den Gleichstellungsstandards der DFG [5]: „Die Berücksichtigung von relevanten Gender- und Diversity-Aspekten ist […] ein wesentliches Element qualitativ hochwertiger Forschung“. Und auch die Europäische Kommission verlangt die Untersuchung „whether, and in what sense, sex and gender are relevant in the objectives and the methodology of the project“ [6].

Wie aber gelingt die Umsetzung und Integration der Gender- und Diversitätsaspekte?
Eine Antwort liefert das Vorgehen nach dem GERD-Modell. Es verbindet die Disziplin Informatik mit der Gender und Diversity Studien und wurde vorrangig für eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Softwareentwicklung und -forschung erarbeitet [7]. Beteiligten an informationstechnischen Projekten soll es ermöglichen, Gender- und Diversity-Aspekte zu jedem Zeitpunkt ihrer Planung und Umsetzung zu berücksichtigen, zu identifizieren. Vorteilhaft ist die einfache Integrationsmöglichkeit: Bestehende Arbeitsweisen können erweitert und verbessert werden, ohne dass eine grundlegende Umstrukturierung erforderlich ist [2].

Wenn Sie Interesse daran haben, zu erfahren, wie auch Sie mithilfe eines Perspektivwechsels das volle Potential ihres Unternehmens ausschöpfen können, lesen Sie unseren zweiten Teil GERD-Modell – Step by Step für mehr Vielfalt.

Referenzen

[1] Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht. (2021) Dritter Gleichstellungsbericht - Technikgestaltung: Themenblatt 2. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.

[2] Draude, C., Maaß, S. & Wajda, K. (2014). Gender-/Diversity-Aspekte in der Informatikforschung: Das GERD-Modell. In Gender-UseIT. HCI, Usability and UX unter Gendergesichtspunkten (S. 67–77). https://www.researchgate.net/publication/281092044_Gender-Diversity-Aspekte_in_der_Informatikforschung_Das_GERD-Modell

[3] Harding, Sandra (1986). Science Question in Feminism. Cornell: Open University Press.

[4] Hucke, V. (2017). Mit Vielfalt und Fairness zum Erfolg: Praxishandbuch für Diversity und Inclusion im Unternehmen. SpringerLink Bücher. Springer Gabler. doi.org/10.1007/978-3-658-16878-0

[5] DFG. 2008. Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der DFG. http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/grundlagen_dfg_foerderung/chancengleichheit/forschungsorientierte_gleichstellungsstandards.pdf

[6] European Commission. 2003. European Commission Deputy-General for Research, Technology, and Development Vademecum. Enacted March 2003. ftp://ftp.cordis.europa.eu/pub/sciencesociety/docs/gendervademecum.pdf


[7] Draude, C. & Maaß, S. (2018). Making IT work. In N. Marsden, V. Wulf, J. Rode & A. Weibert (Hrsg.), ACM Other conferences, Proceedings of the 4th Conference on Gender & IT (S. 43–50). ACM. https://doi.org/10.1145/3196839.3196846


08.04.24

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