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Im dem ersten Teil des Beitrags haben wir den Unterschied zwischen Design und Dark Pattern beschrieben. In diesem Artikel setzen wir die Vorstellung weiterer Dark Pattern fort. Zusätzlich stellen wir ein Quiz zu Dark Pattern zur Verfügung mit dem das Wissen aus beiden Artikeln geprüft werden kann.

In dem ersten Teil des Beitrags haben wir den Unterschied zwischen nützlichen Design Pattern und manipulativen Dark Pattern beschrieben. Während Design Pattern eingeführt wurden, um wiederkehrende Probleme zu lösen und eine verbesserte Benutzer:innenerfahrung zu gewährleisten, werden Dark Pattern bewusst eingesetzt, um Nutzer:innen zu ungewollten Handlungen zu verleiten. In diesem Artikel stellen wir weitere acht Dark Pattern aus der aktuellen Kategorisierung nach Brignull und Kollegen vor [1] und zeigen eine Möglichkeit auf, mit Dark Pattern umzugehen.

  1. Hard to Cancel (Erschwerte Kündigung)

Die Anmeldung oder Registrierung auf Plattformen oder für bestimmte Dienste ist für Nutzende sehr einfach gestaltet, die Kündigung hingegen wird erschwert.
Bsp.: Löschen des Kunden-Kontos

  1. Hidden Subscription (Verstecktes Abonnement)

Wenn Nutzende bei Vertragsabschluss statt eines einzelnen Produkts automatisch ein kostenpflichtiges Abonnement oder ein Zahlungsplan bestellen
Bsp.: Statt einer kostenlosen Produktprobe wird eine kostenpflichtige und regelmäßige Lieferung des Produkts nach der ersten Probe bestellt.

  1. Nagging (Nerven)

Während einer Aufgabenbearbeitung werden Nutzende durch ständige Aufforderungen unterbrochen. Ablehnungen gegen diese Aufforderungen sind meist nur temporär möglich, sodass Nutzende letztendlich der Aufforderung zustimmen.
Bsp.: Pop-Up Fenster mit der Aufforderung zur Produktbewertung verschwinden mit dem „Jetzt Nicht“-Button für einige Zeit, tauchen aber so lange wieder auf, bis die Nutzer:innen die Bewertung durchgeführt hat.

  1. Obstruction (Hinderniss)

Hindernisse oder Barrieren halten den Nutzenden davon ab, erwünschte Ziele effizient zu erreichen.
Bsp.: Nutzende finden erst nach intensiver Suche benötigte Informationen für die Kontaktierung des Kundensupports (E-Mail-Adresse oder Telefonnummer).

  1. Preselection (Vorauswahl)

Bei Auswahlentscheidungen wird eine voreingestellte Option, meist in Form eines vorab aktiviertes Kontrollkästchen angezeigt und beeinflusst die Entscheidung von Nutzer:innen.
Bsp.: Statt eines Internetvertrags mit 50mbits/s ist das Vertragsmodell mit einer Leistung von 250mbits/s vorausgewählt.

  1. Sneaking (Verstecktes Einfügen)

Es werden Informationen (versteckte Gebühren, zusätzliche Produkte im Warenkorb, automatische Zusatzoptionen, kostenlose oder günstige Anfangsphase) bewusst vorenthalten oder verschleiert, um Nutzende zu einer Transaktion zu bewegen.
Bsp.: Bei der Buchung eines Fluges wird automatisch eine kostenpflichtige Reiseversicherungen mit ausgewählt. Nutzende müssen diese Optionen aktiv abwählen, um nur die gewünschte Leistung zu erhalten.

  1. Trick Wording (Trügerische Formulierung)

Die Nutzenden werden durch Darstellung oder den Wortlaut zu einer bestimmten Handlung verleitet.
Bsp.: Am Ende einer Registrierung muss den AGBs und den Datenschutzbestimmungen zugestimmt werden. An der gleichen Stelle wird der Newsletter angeboten, der nicht notwendigerweise ausgewählt werden muss.

  1. Visual Interference (Gestalterische Beeinflussung)

Informationen sind, entgegen der Erwartung der Nutzer:innen, weder klar noch vorhersehbar dargestellt. Die Aufmerksamkeit wird absichtlich auf bestimmte Aspekte gelenkt, um von anderen abzulenken.
Bsp.: Beim Check-In für eine Reise erscheint ein großer, orangener Button "Sitzplatzreservierung". Daneben gibt es einen unscheinbaren „Weiter“-Button als Alternative ohne Sitzplatz fortzufahren [1].

Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass Dark Pattern, keine Fehler sind, welche durch Nachlässigkeit oder Ungenauigkeit entstehen. Sie sind sorgfältig gestaltet und platziert und dienen nicht dem Interesse des Nutzenden. Selbst die aufmerksamsten Nutzenden können getäuscht werden. Dark Pattern dienen dazu kurzfristige Ziele zugunsten von Unternehmen zu erreichen. Dafür werden die möglichen langfristigen Auswirkungen dieses unfairen Umgangs mit Nutzenden ignoriert. Der finanzielle Verlust bei unbeabsichtigten Käufen oder versteckten Abonnements, Frustration, Stress oder empfundene Hilflosigkeit können durch die Interaktion mit Dark Pattern die Folge sein. Zudem kann sich ein erlebter Vertrauensverlust in digitale Plattformen und Unternehmen über die betreffende Webseite hinaus auf die gesamte Onlineinteraktionen erstrecken​. Durch das zurückgreifen der Dark Pattern auf psychologische Prinzipien über kognitive Verzerrungen und Entscheidungsprozesse wird außerdem die Autonomie der Nutzenden erheblich einschränkt [3][4]. Designer:innen und Entwickler:innen von Technologie tragen daher Verantwortung ihre Arbeit ethisch verantwortungsvoll gestalten, anstatt sich nur auf kurzfristige Gewinne zu konzentrieren [2].

Auch Nutzende können helfen, auf Dark Pattern aufmerksam zu machen:
Der erste Schritt ist mit offenen Augen Benutzer:innenoberflächen wahrzunehmen. Klicken Sie nicht zu schnell auf Buttons, überprüfen Sie die Checkboxen sowie den Warenkorb, fällen Sie keine übereilten Kaufentscheidungen und lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen [5]. Fällt ein Dark Pattern auf, kann darauf aufmerksam und u.a. auf der Website des „dapde- Dark Pattern Detection Projectgemeldet werden. Ziele des Projektes sind die Entwicklung einer App zur automatisierten Erkennung von Dark Pattern. Zudem sollen rechtliche Lösungen gefunden werden, um Nutzende besser vor den Auswirkungen von Dark Pattern zu schützen [6].
Eine andere Anlaufstelle bietet das Postfach der Stiftung Warentest, wo Sie per Mail Links, Screenshots oder Fotos der ihnen begegneten Dark Patterns melden können [7] oder das Meldeformular der Stiftung für Konsumentenschutz [8].

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren beiden Artikeln dabei helfen können, Dark Pattern in Zukunft besser zu erkennen und Sie selbstbestimmter Ihre Entscheidungen treffen können. Wir hoffen durch aktive Aufklärung über Dark Patterns dazu beizutragen, dass digitale Benutzer:innenoberflächen fairer gestaltet werden.

 

Als abschließende Übung können Sie ihr neues Wissen zum Thema Dark Pattern in einem Quiz HIER testen.

 

 

[1] Deceptive Patterns - Types of Deceptive Pattern. (2024). https://www.deceptive.design/types

[2] Jaiswal, A. (2018). Dark patterns in UX: how designers should be responsible for their actions. UX Collective. https://uxdesign.cc/dark-patterns-in-ux-design-7009a83b233c

[3] Mathur, A., Acar, G., Friedman, M. J., Lucherini, E., Mayer, J., Chetty, M. & Narayanan, A. (2019). Dark Patterns at Scale. Proceedings of the ACM on Human-Computer Interaction, 3(CSCW), 1–32. https://doi.org/10.1145/3359183

[4] Luguri, J. & Strahilevitz, L. J. (2021). Shining a Light on Dark Patterns. Journal of Legal Analysis, 13(1), 43–109. doi.org/10.1093/jla/laaa006

[5] Verbraucherzentrale.de. (2024). Dark Patterns: So wollen Websites und Apps Sie manipulieren | Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/onlinedienste/dark-patterns-so-wollen-websites-und-apps-sie-manipulieren-58082

[6] Dark Patterns. (2024). https://dapde.de/de/

[7] Warentest, S. (2023). Leser­aufruf zu Dark Patterns: Melden Sie uns Manipulation im Netz. Stiftung Warentest. https://www.test.de/Leseraufruf-zu-Dark-Patterns-Melden-Sie-uns-Manipulation-im-Netz-6047043-0/

[8] Stiftung für Konsumentenschutz. (2024). Was sind Dark Patterns und wie erkennen Sie sie? https://www.konsumentenschutz.ch/online-ratgeber/was-sind-dark-patterns-und-wie-erkennen-sie-sie/


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