1
2
3
4
5
6

Während "Dark Pattern" manipulative Designelemente sind, die Nutzende zu ungewollten Handlungen verleiten, stellen "Light Pattern" eine ethische Alternative dar, die Transparenz, Einfachheit, Autonomie, Freiwilligkeit und Datenschutz priorisieren, um Vertrauen und Zufriedenheit der Nutzenden zu fördern. Durch die Implementierung von Light Pattern können Unternehmen eine respektvollere und nutzungsfreundlichere digitale Interaktion schaffen.

„Dark Pattern“ spielen in der digitalen Interaktion eine große Rolle. Besonders das Interfacedesign wird maßgeblich durch sie geprägt und beeinflusst damit die  Benutzer:innenerfahrung und das -erleben. Wie bereits in den vorangegangenen Artikeln (Dark Pattern Teil 1 und Teil 2) behandelt, zielen diese manipulativen Designelemente und -taktiken darauf ab, Nutzende zu Handlungen zu verleiten, die sie normalerweise nicht tun würden. Unternehmen hingegen profitieren aus diesen ungewollten Handlungen [1]. Beispiele, die Sie vermutlich schon erlebt haben, sind schwer zu kündigende Abonnements, versteckte Kosten oder irreführende Designelemente [2]. Nicht nur ein möglicher Vertrauensverlust in betreffende Webseiten, sondern in die gesamte Onlineinteraktionen, kann die Folge sein. Im schlimmsten Fall führt dieser Vertrauensverlust zur Abwanderung von digitalen Interaktionen im Allgemeinen [3].

Ein Designprinzip, in dem das Wohl der Nutzenden im Vordergrund steht, bietet eine Alternative: "Light Pattern“. Dieses Prinzip, auch als ethische UX -Design bezeichnet, beinhaltet Strategien und Praktiken, die darauf abzielen, eine ehrliche und transparente Interaktion zwischen Nutzenden und digitalen Produkten zu fördern. Sie stellen die Bedürfnisse und das Wohlbefinden in den Vordergrund und versuchen jegliche Form von Manipulation oder Täuschung zu vermeiden. Im Gegensatz zu Dark Patterns, die oft kurzfristigen Gewinn für Unternehmen über langfristige Nutzer:innenbindung stellen, fokussieren Light Pattern den Aufbau von Vertrauen und Loyalität durch ethisches Design [4]. Gut umgesetzt können Light Pattern die Effizienz und Zufriedenheit in der Onlineinteraktion signifikant erhöhen [5].

Um den Nutzenden in den Fokus zu stellen gibt es einige Aspekte, die beachtet werden sollten und unter den Begriff Light Pattern fallen:

  1. Transparenz: Benutzer:innen sollten jederzeit klar und deutlich verstehen, welche Aktionen sie durchführen und welche Konsequenzen diese haben. Dies umfasst beispielsweise klare Beschriftungen von Buttons, verständliche Sprache und die Vermeidung irreführender Begriffe [6].
  2. Einfachheit und Zugänglichkeit: Die Komplexität sollte minimiert werden, um das Erlebnis zu verbessern. Zudem sollte das Design inklusiv sein und die Bedürfnisse aller Nutzenden berücksichtigen. Konkret bedeutet dies, dass Oberflächen intuitiv und einfach zu navigieren sein sollten [6][7].
  3. Autonomie: Anstelle von voreingestellten Optionen, die Nutzende möglicherweise nicht wünschen (Opt-out), sollten diese aktiv entscheiden und zustimmen können, welche Dienste sie nutzen möchten (Opt-in) [6][7].
  4. Freiwilligkeit: Entscheidungen, die Nutzende treffen, sollten stets auf freiwilliger und bewusster Basis getroffen werden. Handlungen dürfen nicht durch manipulative Designelemente erzwungen werden [8].
  5. Datenschutz und Kontrolle: Die Privatsphäre der Nutzenden sollte respektiert werden. Es sollte ermöglicht werden, selber die Kontrolle über die persönlichen Informationen zu haben [9]

Ein sehr gutes und simples Beispiel von der Plattform Medium für ein Light Pattern können Sie in Abbildung 1 erkennen:

Abb.1: Cookie Policy als Light Pattern [10]

Durch die Implementierung und Berücksichtigung dieser positiven Aspekte, können Unternehmen nicht nur das Vertrauen und die Zufriedenheit ihrer Nutzenden steigern, sondern auch ein positives und nachhaltiges Markenimage aufbauen [6].

In der Praxis werden Light Pattern oft durch Design-Systeme und Styleguides implementiert, die von großen Technologieunternehmen entwickelt wurden. Beispiele hierfür sind das „Material Design“ von Google [11] und die Human Interface Guidelines von Apple [12]. Diese Systeme enthalten umfangreiche Sammlungen von Light Pattern und Best Practices, die Designer:innen bei der Erstellung konsistenter und nutzungsfreundlicher Interfaces unterstützen.

Light Pattern bieten eine ethische Alternative zu den manipulativen Taktiken von Dark Pattern. Durch die Priorisierung von Transparenz, Einfachheit, Autonomie, Freiwilligkeit und Datenschutz können Unternehmen das Vertrauen und die Loyalität der Nutzenden gewinnen und langfristig profitieren. Light Patterns sollten sorgfältig und kontextsensitiv angewendet werden, um sicherzustellen, dass sie den spezifischen Bedürfnissen und Erwartungen der jeweiligen Zielgruppe gerecht werden. Indem wir Light Pattern in unsere Designpraxis integrieren, können wir eine digitale Welt schaffen, die respektvoller, nutzungsfreundlicher, insgesamt ethischer ist und langfristig gewinnbringender.

[1] Jaiswal, A. (2018, 16. April). Dark patterns in UX: how designers should be responsible for their actions. UX Collective. https://uxdesign.cc/dark-patterns-in-ux-design-7009a83b233c

[2] Deceptive Patterns - Types of Deceptive Pattern. (2024, 9. Juli). https://www.deceptive.design/types

[3] Mathur, A., Acar, G., Friedman, M. J., Lucherini, E., Mayer, J., Chetty, M. & Narayanan, A. (2019). Dark Patterns at Scale. Proceedings of the ACM on Human-Computer Interaction, 3(CSCW), 1–32. https://doi.org/10.1145/3359183

[4] Gray, C. M., Kou, Y., Battles, B., Hoggatt, J. & Toombs, A. L. (2018). The Dark (Patterns) Side of UX Design. In R. Mandryk, M. Hancock, M. Perry & A. Cox (Hrsg.), Engage with CHI: CHI 2018 : proceedings of the 2018 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems : April 21 -26, 2018, Montréal, QC, Canada (S. 1–14). The Association for Computing Machinery. https://doi.org/10.1145/3173574.3174108

[5] Norman, D. A. (2013). The design of everyday things (Revised and expanded ed.). Basic Books.

[6] Caragay, E., Xiong, K., Zong, J. & Jackson, D. (2024). Beyond Dark Patterns: A Concept-Based Framework for Ethical Software Design. In F. F. Mueller, P. Kyburz, J. R. Williamson, C. Sas, M. L. Wilson, P. T. Dugas & I. Shklovski (Hrsg.), ACM Digital Library, Proceedings of the CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (S. 1–16). Association for Computing Machinery. https://doi.org/10.1145/3613904.3642781

[7] Mathur, A., Kshirsagar, M. & Mayer, J. (2021). What Makes a Dark Pattern… Dark? In Y. Kitamura (Hrsg.), ACM Digital Library, Proceedings of the 2021 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (S. 1–18). Association for Computing Machinery. https://doi.org/10.1145/3411764.3445610

[8] Luguri, J. & Strahilevitz, L. J. (2021). Shining a Light on Dark Patterns. Journal of Legal Analysis, 13(1), 43–109. https://doi.org/10.1093/jla/laaa006

[9] Nouwens, M., Liccardi, I., Veale, M., Karger, D. & Kagal, L. (2020). Dark Patterns after the GDPR: Scraping Consent Pop-ups and Demonstrating their Influence. https://doi.org/10.1145/3313831.3376321

[10] Coleman, A. (2019, 24. Mai). Light and Dark UX Patterns - Prototypr. Prototypr. https://blog.prototypr.io/light-and-dark-ux-patterns-19ffcaa50e9a

[11] Material Design at Google I/O ‘24. (1980, 1. Januar). https://m3.material.io/blog/google-io-2024

[12] Apple Developer Documentation. (2024, 5. August). Human Interface Guidelines | Apple Developer Documentation. developer.apple.com/design/human-interface-guidelines



29.08.24

1
2
3
4
5
6
 
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung der Angebote von Mittelstand-Digital. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.