Im Rahmen des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability haben wir movingimage begleitet, ein Berliner Unternehmen, das Software-Lösungen für die Produktion und Verbreitung von Unternehmensvideos anbietet. Movingimage setzt in seinem Arbeitsalltag bereits seit mehreren Jahren erfolgreich auf Agilität. Für uns bot sich dadurch die Gelegenheit, agile Unternehmensprozesse und -strukturen eingehend zu betrachten. Im Zuge dessen konnten wir analysieren, wie die im agilen Manifest beschriebenen Prinzipien gelebt und mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen wahrgenommen werden.
Bei movingimage findet Agilität unternehmensweit in allen Arbeitsbereichen Anwendung. Bereits in der Raumgestaltung und in der Nutzung entsprechender Tools kommt der erste Leitsatz des agilen Manifests zum Tragen: „Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.“ Getreu diesem Motto sind Räume bewusst offen gestaltet, sodass Prozesse und Werkzeuge menschliche Kommunikation und Kooperation fördern. Abgeschottete Zweier-Büros? Fehlanzeige! Fast alle Arbeitsplätze bei movingimage sind in einer großen Halle untergebracht. Selbst Einzelbüros und Besprechungsräume sind nur durch gläserne Wände abgetrennt. Auch die „Boards“ – eines der wichtigsten Werkzeuge im agilen Arbeiten – sind für alle Beteiligten gut einsehbar positioniert. Diese weißen Magnettafeln visualisieren den Projektfortschritt und eventuelle Engpässe hinsichtlich personeller und zeitlicher Ressourcen. Hier lautet die Devise: Maximale Transparenz für alle.
Betrachtet man die partizipativ mit allen Mitarbeitenden erarbeiteten Unternehmenswerte wie Transparenz, Offenheit und Feedback-Kultur, so spiegeln diese die agil geprägte Unternehmenskultur von movingimage wider. Als eigener Wert spielt außerdem Humor eine wichtige Rolle. Die schriftlich fixierten Werte werden durch agile Praktiken und Rituale mit Leben gefüllt. Alle Mitarbeitenden, die neu im Unternehmen beginnen, werden durch „Agile Workshops“ und „Company Culture Workshops“ fit für den agilen Arbeitsalltag gemacht. Darüber hinaus wurden neben klassischen agilen Ritualen, wie „Daily Stand-Ups“ oder „Retrospectives“, auch ein „Monday Morning Breaktfast“ oder eine „Community of Practice“ bei movingimage etabliert. Beim gemeinsamen Montagsfrühstück soll die Gemeinschaft gestärkt und der teamübergreifende Austausch gefördert werden. Die „Community of Practice“ bietet Kolleginnen und Kollegen aus einem oder verschiedenen Teams eine Plattform, um sich gegenseitig Themen und Ideen zu präsentierten und so Innovationen im Unternehmen voranzutreiben.
Schließlich zeichnet sich Agilität auch durch eine veränderte Unternehmensstruktur im Vergleich zu klassischen Organisationsformen aus. Diese agile Struktur wird im so genannten Unternehmensframework von movingimage sichtbar, einer besonderen Art des Organigramms (siehe Abbildung). Statt hierarchischer Machtstrukturen stehen hier Kommunikationsflüsse und Kooperationsprozesse im Zentrum des Geschehens. Bewusst werden Führungskräfte nicht übergeordnet dargestellt, um die flachen Hierarchien zu betonen. Es sind zudem nicht die Führungskräfte, die Aufgaben „von oben“ delegieren, sondern es sind die Mitarbeitenden selbst, welche die Aufgaben übernehmen und selbstorganisiert finalisieren. Direkte Führungskräfte (wie der Scrum Master oder Product Owner) sind nicht nur den jeweiligen operativen Teams zugeordnet, sondern auch selbst in Führungsteams organisiert. Darüber hinaus sind die Führungskräfte gemeinsam mit der Geschäftsführung im Leadership vertreten, welches die Schaltzentrale des Unternehmens darstellt. Hier werden Informationen gebündelt und das „Big Picture“ im Blick behalten. Der gemeinsame Taktgeber für alle Prozesse bei movingimage ist der zeitliche Rahmen der Sprints und Meetings, wodurch alle Organisationeinheiten einen gemeinsamen Puls erhalten.
06.11.19